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Warum große Firmen Social Media brauchen

Update-Datum:

oder von der „Marionettenorganisation“ zum „Organismus“

(update 1.1 😉

Marionette
Marionette
Organismus
Organismus

Seit einigen Jahren bin ich beruflich damit beschäftigt Social Media in einem Konzern einzuführen. Erst in einem Teilbereich, inzwischen global.

Immer wieder kommt da selbstverständlich die Frage:

Warum Social Media in Konzernen?
– ging doch bisher auch ohne!

Hier möchte ich jetzt nicht auf die Gründe eingehen sondern mit zwei Bildern beschreiben, wie ich bisherige und moderne Organisationen sehe … als Erklärung in meinen Augen sehr hilfreich.

Natürlich geht das alles sehr viel weiter als die reine Einführung einer „Kommunikationssoftware“ – aber genau dass ist der zu erwartende Umfang – es wird mit der Vernetzung der MitarbeiterInnen eine Kultur-Revolution initiiert, die ähnlich wie bereits in verschiedenen Ländern, große Veränderungen zur Folge haben – je nach dem, wie offen, wie flexibel vor allem das Management damit umgeht.

Es geht eine große Angst – vollkommen

verständlich – mit dem Wandel von der einen in die neue (noch nicht vollends definierte) Organisation einher. Die meisten Unternehmen irgendwo zwischen den beiden beschriebenen Zuständen – auch ohne eigene Social Media Aktivitäten. Die Veränderungen unserer Gesellschaft zwingen einfach dazu, nicht zuletzt weil das Internet auch im privaten Bereich angekommen ist.

Idealerweise sieht und nutzt man die Chancen, die die Veränderungen mit sich bringen. Ich bin gespannt auf die Rückmeldungen, die sich aus diesem Vergleich ergeben 😉

 „Social“ aus dem Lateinischen bedeutet „Begleiten“ und so wird aus Übereinander (Hierarchie) ein Nebeneinander oder sogar ein Miteinander!

Organisation 1.0:

Marionette
perfektionierte Marionettenorganisation

Firmen haben Hierarchien – gewachsen oder durch Zukäufe entstanden – Prozesse um Produkte zu entwickeln und zu fertigen, Methoden um mit Aufgaben effizient umzugehen und Menschen, die daraufhin agieren.

Ein für mich passendes Bild hierfür ist die „Marionette“ – nicht negativ gemeint – aber es ist klar, wie was verbunden ist und was passiert, wenn an entsprechenden Fäden gezogen wird – auch wer die Fäden zieht ist eindeutig.

Werden die richtigen Fäden
gut abgestimmt bewegt, entsteht ein tolles Bild

Die Fäden stehen für Rollen, Regeln und Prozesse

dennoch ist das für mich Organisation 1.0 und ich habe Zweifel ob eine Firma mit dieser zwar bewährten, aber der modernen Welt nicht angepassten, Arbeitsweise lange bestehen kann.

Es ist ohne Zweifel ein „bequemeres“ und verlässlicheres Arbeiten, was unserem Wunsch nach Sicherheit und Gewohnheit durch Struktur und Handlungsrahmen entspricht. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter hat darin einen Platz, kennt die Kompetenzen und Verantwortung und hat klare Arbeitszeiten. Es ist anzunehmen, daß dieses Model aber auch nur in unserem bisherigen Gesellschaftsmodell funktionsfähig war.

Schon kleinere Änderungen wie Teilzeit, Jobsharing oder die Notwendigkeit in globalen Teams zusammen zu arbeiten, lässt eine solche Organisation schnell an ihre Grenzen stoßen. Auch die Einstellung von neuen Mitarbeitern ist stark an enge Voraussetzungen gebunden (was unserem immer bunteren Arbeitsmarkt nicht mehr gerecht wird) – genauso ist Karriere klassisch nur in vorgegebenen Bahnen möglich / wenn überhaupt vorgesehen. Damit ist wenig Raum für Kreativität, wenig Austausch zwischen Funktionen und Produktspezialisten (=Diversitätshemmend) geboten.

Rein hierarchische Organisationen sind gut
in „kontinuierlicher Verbesserung“
aber schaffen selten „disruptive Sprünge“

Es entstehen damit oft nur neue Versionen von Produkten aber kaum disruptiv neue Produkte, wie sie z.B. bei Elektromobilität, alternativen Energien oder in der Forschung benötigt werden.

Organisation 2.0:

Organismus
lebendiger Organismus

Heute müssen Firmen schnell reagieren, kreativ sein, flexibel, dynamisch, schnell lernen und vorausschauen – schon handeln, bevor die Prozesse überhaupt anlaufen können und viel intensiver und direkter mit Kunden, Lieferanten, „Stakeholdern“ und auch der Konkurrenz zusammenarbeiten.

Mein Bild dafür ist „der Organismus“ (z.B. Mensch) – Es gibt ähnlich der Marionette eine Wirbelsäule und Knochen (=Hierarchie), die geben dem Organismus Halt und Belastbarkeit / Sicherheit, dann gibt es die Gelenke, die Muskeln und Sehnen (Methoden und Prozesse), natürlich auch ein steuerndes Gehirn. Hier hat jeder Bestandteil seinen Platz, nimmt aber viele weitere Aufgaben und Funktionen wahr.

Dann kommt aber etwas Entscheidendes hinzu: das Nervensystem und Reflexe (=Social Media / Business Networking). Damit ist der Organismus in der Lage sofort auf Gefahren und Chancen zu reagieren, flexibel (lernfähig) auf Anforderungen einzugehen. Muskeln können, nach Bedarf, auf- und abgebaut werden, schnelles und direktes Kommunizieren wird möglich und neben Fakten werden auch Befindlichkeiten und Zwischentöne transportiert.

Dadurch wird ein wichtiger Zugang zu intrinsischem Wissen (also Erfahrungen, Erleben, Intuition, Vorausschau…) geöffnet, der bisher stark personengebunden war und mit dem Ausscheiden aus dem Unternehmen verloren ging. („Wenn wir wüssten, was wir wissen“ – eines der größten Herausforderungen klassischer Unternehmen“)

Eine so nach innen und außen agierende Firma wäre für mich Organisation 2.0 und in der Lage – ohne die MitarbeiterInnen weiter zu belasten – den steigenden Anforderungen gerecht zu werden, flexibler auf kommende Veränderungen zu reagieren – sie vielleicht sogar selbst zu initiieren.

Eine offenere Arbeitsweise, Interesse und Neugier, ein Umfeld, das „Scheitern beim Experimentieren“ nicht tabuisiert, fördert die Kreativität, die Verbundenheit und hält die Mitarbeiter jung (im Kopf 😉

  • Marionette: © kikkerdirk – Fotolia.com
  • Organismus: © ag visuell – Fotolia.com

 

10 Antworten zu „Warum große Firmen Social Media brauchen“

  1. […] Methoden waren sehr gut geeignet für stabile Rahmenbedingungen – also wenn es um Material, Geld, Zeit, Information, Daten ging (tote Dinge). Es wurde jedoch […]

  2. […] der Continental AG im ESN sind es inzwischen über 1000 Artikel in diversen Blogs und Communities, davon in meinem […]

  3. […] Why do big Companies need Social Media? (German/2012) […]

  4. […] Kotter mentions – it is about allowing and highly integrating both: As written 2 years ago: Hierarchy and Networks). My picture would be more hierarchy as operating system and networks as “Apps”: […]

  5. […] Warum große Firmen Social Media brauchen […]

  6. Avatar von Stefan Gebhardt

    Schöner Artikel. Der Vergleich gefällt mir extrem gut, weil er die Veränderung in Unternehmen gut plastisch macht.

    Schön bei dem Vergleich ist, dass er im Nebeneffekt aufzeigt, wie schwer die Verwandlung von der Marionette zum lebendigen Organismus ist und was sich dazu alles in einem Unternehmen verändern muss.

    Gleichzeitig lässt sich daraus auch gut darstellen, dass die Veränderung alleine nichts bringt, wenn derjenige an den Fäden der Marionette (Unternehmenslenker) nicht mitmacht und nicht bereit ist, nach und nach die Fäden loszulassen in dem Vertrauen, dass der Organismus selbstständig auf sich achtet. Dann hat man zwar einen irgendwie gearteten Organismus, der aber weiterhin an Fäden hängt – das führt meist ins Chaos.

  7. Avatar von Mario Burgard

    Ein sehr anregender Artikel.

    Wahrscheinlich war die Reaktion bei Firmen, bei der alltagstauglichen Nutzbarkeit eines Computers die Gleiche. Altes und Bekanntes fühlt sich eben sicher an. Aber gerade ein solches Verhalten kann in der heutigen Zeit wohl gefährlich werden.

    Denn Umstellungen müssen heute sehr viel schneller geschehen, als noch vor einem viertel Jahrhundert.

    Es ist eindeutig. Firmen, die nicht auf Social Media setzen, werden das Nachsehen haben.

    Was ich richtig gelungen finde, dass ist der Vergleich Marionette und Organismus.

    Auch das ist eine Veränderung, die die Spreu von Weizen trennen wird.

    1. Avatar von haraldschirmer

      Vielen Dank Mario, freut mich, dass der Artikel trifft. Veränderungen werden immer skeptisch gesehen – das scheint tiefliegende Wurzeln zu haben. Verlustangst, Angst vor Chaos, Notwendigkeit der Neuorientierung usw.
      Wir leben aber in einer Welt, die sich zunehmend schneller und umfassender ändert. Der „Sack Reis“, der uns noch vor 20 Jahren als Metapher für „betrifft mich nicht“ galt, kann jetzt unser eigenes Leben ändern.
      Darauf sollten wir reagieren und versuchen unsere Mitmenschen mitnehmen – Veränderungen leben und die Flexibilität genießen.
      Es gibt genug Dinge, auf die wir uns „verlassen“ können – die uns Sicherheit geben – vielleicht haben wir derzeit die Falschen „Garanten“ für ein erfülltes Leben

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