Harald Schirmer - es kommt nicht nur darauf an, was wir tun, sondern WIE wir es tun!

Warum große Firmen Social Media brauchen

Organismus
Organisation 2.0

oder von der „Marionettenorganisation“ zum „Organismus“

(update 1.1 😉

Seit einigen Jahren bin ich beruflich damit beschĂ€ftigt Social Media in einem Konzern einzufĂŒhren. Erst in einem Teilbereich, inzwischen global.

Immer wieder kommt da selbstverstĂ€ndlich die Frage nach dem „Warum Social Media in Konzernen? – ging doch bisher auch ohne!“ Hier möchte ich jetzt nicht auf die GrĂŒnde eingehen sondern mit zwei Bildern beschreiben, wie ich bisherige und moderne Organisationen sehe … als ErklĂ€rung in meinen Augen sehr hilfreich.

NatĂŒrlich geht das alles sehr viel weiter als die reine EinfĂŒhrung einer „Kommunikationssoftware“ – aber genau dass ist der zu erwartende Umfang – es wird mit der Vernetzung der Mitarbeiter eine Kultur-Revolution initiiert, die Ă€hnlich wie bereits in verschiedenen LĂ€ndern, große VerĂ€nderungen zur Folge haben – je nach dem, wie offen, wie flexibel vor allem das Management damit umgeht.

Es geht eine große Angst – vollkommen verstĂ€ndlich – mit dem Wandel von der einen in die neue (noch nicht vollends definierte) Organisation einher. NatĂŒrlich sind heute die meisten Unternehmen irgendwo zwischen den beiden beschriebenen ZustĂ€nden – auch ohne eigene Social Media AktivitĂ€ten. Die VerĂ€nderungen unserer Gesellschaft zwingen einfach dazu, nicht zuletzt weil das Internet auch im privaten Bereich angekommen ist.

[box type=“tick“ style=“rounded“ border=“full“]“Social“ aus dem Lateinischen bedeutet „Begleiten“
und so wird aus Übereinander (Hierarchie) ein Nebeneinander
– oder sogar ein Miteinander![/box]

Idealerweise sieht und nutzt man die Chancen, die die VerĂ€nderungen mit sich bringen. Ich bin gespannt auf die RĂŒckmeldungen, die sich aus diesem Vergleich ergeben 😉

 

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Organisation 1.0:

Marionette
perfektionierte Marionettenorganisation

Firmen haben Hierarchien – gewachsen oder durch ZukĂ€ufe entstanden – Prozesse um Produkte zu entwickeln und zu fertigen, Methoden um mit Aufgaben effizient umzugehen und Menschen, die daraufhin agieren.

Ein fĂŒr mich passendes Bild hierfĂŒr ist die „Marionette“ – auf keinen Fall negativ gemeint – aber es ist klar, wie was verbunden ist und was passiert, wenn an entsprechenden FĂ€den gezogen wird – auch wer die FĂ€den zieht ist eindeutig. Werden die FĂ€den gut abgestimmt bewegt, entsteht ein tolles Bild > dennoch ist das fĂŒr mich Organisation 1.0 und ich habe Zweifel ob eine Firma mit dieser zwar bewĂ€hrten, aber der modernen Welt nicht angepassten, Arbeitsweise noch lange bestehen kann.

Es ist ohne Zweifel ein „bequemeres“ und verlĂ€sslicheres Arbeiten, was unserem Wunsch nach Sicherheit und Gewohnheit durch Struktur und Handlungsrahmen entspricht. Jeder Mitarbeiter hat darin seinen Platz, kennt seine Kompetenzen und Verantwortung und hat klare Arbeitszeiten. Es ist anzunehmen, daß dieses Model aber auch nur in unserem bisherigen Gesellschaftsmodell funktionsfĂ€hig war. Schon kleinere Änderungen wie Teilzeit, Jobsharing oder die Notwendigkeit in globalen Teams zusammen zu arbeiten, lĂ€sst eine solche Organisation schnell an ihre Grenzen stoßen. Auch die Einstellung von neuen Mitarbeitern ist stark an enge Voraussetzungen gebunden (was unserem immer bunteren Arbeitsmarkt nicht mehr gerecht wird) – genauso ist Karriere klassisch nur in vorgegebenen Bahnen möglich / wenn ĂŒberhaupt vorgesehen. Damit ist wenig Raum fĂŒr KreativitĂ€t, wenig Austausch zwischen Funktionen und Produktspezialisten (=DiversitĂ€tshemmend) geboten. Es entstehen damit nur neue Versionen von Produkten aber keine neuen Produkte, wie sie z.B. bei ElektromobilitĂ€t, alternativen Energien oder in der Forschung benötigt werden.

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Organisation 2.0:

Organismus
lebendiger Organismus

Heute mĂŒssen Firmen schnell reagieren, kreativ sein, flexibel, dynamisch, schnell lernen und vorausschauen – schon handeln, bevor die Prozesse ĂŒberhaupt anlaufen können und mit viel mehr Kunden, Lieferanten, „Stakeholdern“ und auch der Konkurrenz zusammenarbeiten.

Mein Bild dafĂŒr ist „der Organismus“ (z.B. Mensch) – Es gibt Ă€hnlich der Marionette eine WirbelsĂ€ule und Knochen (=Hierarchie), die geben dem Organismus Halt und Belastbarkeit / Sicherheit, dann gibt es die Gelenke, die Muskeln und Sehnen (Methoden und Prozesse), natĂŒrlich auch ein steuerndes Gehirn. Hier hat jeder Bestandteil seinen Platz, nimmt aber viele weitere Aufgaben und Funktionen wahr.

Dann kommt aber etwas Entscheidendes hinzu: das Nervensystem und Reflexe (=Social Media / Business Networking). Damit ist der Organismus in der Lage sofort auf Gefahren und Chancen zu reagieren, flexibel (lernfÀhig) auf Anforderungen einzugehen. Muskeln können, nach Bedarf, auf- und abgebaut werden, schnelles und direktes Kommunizieren wird möglich und neben Fakten werden auch Befindlichkeiten und Zwischentöne transportiert.

Dadurch wird ein wichtiger Zugang zu intrinsischem Wissen (also Erfahrungen, Erleben, Intuition, Vorausschau…) geöffnet, der bisher stark personengebunden war und mit dem Ausscheiden aus dem Unternehmen verloren ging.

Eine so nach innen und außen agierende Firma wĂ€re fĂŒr mich Organisation 2.0 und in der Lage – ohne die Mitarbeiter weiter zu belasten – den steigenden Anforderungen gerecht zu werden, flexibler auf kommende VerĂ€nderungen zu reagieren – sie vielleicht sogar selbst zu initiieren. Eine offenere Arbeitsweise, Interesse und Neugier, ein Umfeld, das „Fehler machen“ nicht tabuisiert, fördert die KreativitĂ€t, die Verbundenheit und hĂ€lt die Mitarbeiter jung (im Kopf 😉.

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Copyright Bildhinweis:

  • Marionette: © kikkerdirk – Fotolia.com
  • Organismus: © ag visuell – Fotolia.com

 

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10 Antworten

  1. […] Methoden waren sehr gut geeignet fĂŒr stabile Rahmenbedingungen – also wenn es um Material, Geld, Zeit, Information, Daten ging (tote Dinge). Es wurde jedoch […]

  2. […] der Continental AG im ESN sind es inzwischen ĂŒber 1000 Artikel in diversen Blogs und Communities, davon in meinem […]

  3. […] Why do big Companies need Social Media? (German/2012) […]

  4. […] Kotter mentions – it is about allowing and highly integrating both: As written 2 years ago: Hierarchy and Networks). My picture would be more hierarchy as operating system and networks as “Apps”: […]

  5. […] Warum große Firmen Social Media brauchen […]

  6. Avatar von Stefan Gebhardt

    Schöner Artikel. Der Vergleich gefÀllt mir extrem gut, weil er die VerÀnderung in Unternehmen gut plastisch macht.

    Schön bei dem Vergleich ist, dass er im Nebeneffekt aufzeigt, wie schwer die Verwandlung von der Marionette zum lebendigen Organismus ist und was sich dazu alles in einem Unternehmen verÀndern muss.

    Gleichzeitig lĂ€sst sich daraus auch gut darstellen, dass die VerĂ€nderung alleine nichts bringt, wenn derjenige an den FĂ€den der Marionette (Unternehmenslenker) nicht mitmacht und nicht bereit ist, nach und nach die FĂ€den loszulassen in dem Vertrauen, dass der Organismus selbststĂ€ndig auf sich achtet. Dann hat man zwar einen irgendwie gearteten Organismus, der aber weiterhin an FĂ€den hĂ€ngt – das fĂŒhrt meist ins Chaos.

  7. Avatar von Mario Burgard

    Ein sehr anregender Artikel.

    Wahrscheinlich war die Reaktion bei Firmen, bei der alltagstauglichen Nutzbarkeit eines Computers die Gleiche. Altes und Bekanntes fĂŒhlt sich eben sicher an. Aber gerade ein solches Verhalten kann in der heutigen Zeit wohl gefĂ€hrlich werden.

    Denn Umstellungen mĂŒssen heute sehr viel schneller geschehen, als noch vor einem viertel Jahrhundert.

    Es ist eindeutig. Firmen, die nicht auf Social Media setzen, werden das Nachsehen haben.

    Was ich richtig gelungen finde, dass ist der Vergleich Marionette und Organismus.

    Auch das ist eine VerÀnderung, die die Spreu von Weizen trennen wird.

    1. Avatar von haraldschirmer

      Vielen Dank Mario, freut mich, dass der Artikel trifft. VerĂ€nderungen werden immer skeptisch gesehen – das scheint tiefliegende Wurzeln zu haben. Verlustangst, Angst vor Chaos, Notwendigkeit der Neuorientierung usw.
      Wir leben aber in einer Welt, die sich zunehmend schneller und umfassender Ă€ndert. Der „Sack Reis“, der uns noch vor 20 Jahren als Metapher fĂŒr „betrifft mich nicht“ galt, kann jetzt unser eigenes Leben Ă€ndern.
      Darauf sollten wir reagieren und versuchen unsere Mitmenschen mitnehmen – VerĂ€nderungen leben und die FlexibilitĂ€t genießen.
      Es gibt genug Dinge, auf die wir uns „verlassen“ können – die uns Sicherheit geben – vielleicht haben wir derzeit die Falschen „Garanten“ fĂŒr ein erfĂŒlltes Leben

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