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Abbildungsmaßstab

Auswirkungen des
Abbildungsmaßstabes
in der Fotografie?

Immer wieder höre ich die Frage, ob man nicht statt mit einem Macro-Objektiv nicht auch mit einem Tele-Objektiv gleiche Ergebnisse bekommen kann.

Froschauge
Froschauge

Dieser Frage zum Thema Abbildung von „kleinen“ Dingen möchte ich hier auf den Grund gehen. 

Was bedeutet Abbildungsmaßstab?

Ein kleiner Marienkäfer ist ungefähr 7 Millimeter lang und ca. 5 Millimeter breit. Abbildungsmaßsstab 1:1 wäre erreicht, wenn der Käfer auf dem Foto genau wieder die gleiche Größe hätte.

Die erste Zahl
ist immer die Abbildung,
die zweite Zahl das Original

Maßstab 5:1 bedeutet also, dass z.B. der Marienkäfer auf einem Sensor 35mm x 25mm groß sein müsste

Teil eines Libellenflügels
Teil eines Libellenflügels

Wir kennen das auch von Karten oder dem Modellbau

Wie funktioniert das bei der Kamera?

Wovon hängt die Größe des Abbildes
von einem Objekt beim Fotografieren ab:

  1. Entfernung zwischen Sensor-Oberfläche und Objekt
  2. Sensorgröße in der Kamera
  3. Verwendetes Objektiv
  4. eingestellte Brennweite des Objektivs

Verschiedene Sensorgrößen (angelehnt an Filmgrößen):

  • Kleinbild: 35 x 24mm = Vollformat bei Digitalkameras z.B. Canon 1Ds
  • APS-H: 28,7 x 19,1mm / entspricht „Crop-Faktor“ 1,3 z.B. Canon 1D
  • APS-C: 22,5 x 15mm / entspricht „Crop-Faktor“ 1,6 z.B. Canon 30D

Wann ist ein Macro-Objektiv ein „echtes“ Macro?

Schon ab einem Abbildungsmaßstab vom 1:4 wird ein Objektiv als „macro-fähig“ bezeichnet – daher haben viele Standard-Objektive einen Macrobereich.

Woran scheitert der Abbildungsmaßstab meist?

  • „Man kommt einfach nicht nah genug ran“ – Das liegt hauptsächlich an der durch das Objektiv vorgegebenen Naheinstellgrenze – also bis zu welcher Nähe kann die Kamera mit dem verwendeten Objektiv noch scharfstellen.
  • Typische Werte für Normalobjektive sind 30cm, im Telebereich ca. 50cm bis 1m. Macroobjektive können teilweise bis zu einem Zentimeter nah an das Objekt ran.
  • Jetzt lässt sich schnell erkennen, dass mir ein 300mm Teleobjektiv nichts hilft, wenn ich einen Meter wegbleiben muss – hingegen das 60mm Macroobjektiv bis auf einen Zentimeter ran kann.
  • Auch ein wichtiger Punkt – zumindest bei Tierfotografen, ist die „Flucht-Distanz“ – Welche Liebelle hält schon ruhig, wenn ein riesen Objektiv auf sie zukommt. Hier helfen dann wieder die verschiedenen Brennweiten von Macroobjektiven.

TIPP:
Bei 60mm muss man sehr nah ran,
100mm sind ein guter Mittelweg,
180mm geben schon einigen Spielraum
für sehr ängstliche Gesellen

Praktischer Versuch:

In einem Versuchsaufbau habe ich mir als Objekt einen auf einem Papier aufgedruckten Vogel mit 5mm Breite ausgewählt. Der Vogel wird auf einen Tisch gestellt und die Kamera auf gleicher Höhe mit Stativ aufgestellt.

Weitere Vorgaben für den Aufbau und die Einstellungen:

  • Spiegelvorauslösung und Fernauslöser, um Verwacklung zu verhindern
  • alle Aufnahmen mit der gleichen Blende (f=4) … wenn möglich
  • alle Aufnahmen mit ISO 100
  • Aufnahmen werden immer mit dem Mindestabstand (Naheinstellgrenze) gemacht
  • Bei Zoom-Objektiven werden verschiedene Brennweiten getestet

Welche Objektive habe ich verwendet:

  • Canon Macro EF 100mm 1:2.8 USM
  • Tokina AT-X Pro SD 12-24 F4 (IF) DX
  • Canon Zoom EF 24-105mm 1:4 L IS USM
  • Canon EF 50mm 1:1.8 II
  • Canon Zoom EF 70-200mm 1:2.8 L IS USM
  • Tamron AF 80-210mm 1:4.5-5.6
  • Canon EF 300mm 1:4 L IS USM

Die Größe der Einzelbilder stellt immer die jeweilige Größe in Pixeln dar:

Objektivschärfe Vorschau
Der Abbildungsmaßstab – klicken zum Vergrößern

Die Erkenntnis:

Ein 100mm Macro-Objektiv bildet den Vogel mit großem Abstand am größten ab – immerhin fast vier mal größer als ein 300mm Teleobjektiv.
Das 24-105mm Standard-Zoom hat bei 105mm fast den gleichen Abbildungsmaßstab wie das 300mm Tele.

Will man also etwas
sehr kleines – „Groß“ rausbringen,
kommt man nicht um ein Macro-Objektiv herum.

Noch bessere Ergebnisse bekommt man mit sogenannten Lupen-Objektiven oder mit Balgen-Geräten. 

Jetzt die Verständnisfrage:

Kann man ein Objekt, das größer ist als der Sensor in der Kamera (Kleinbildformat 35x24mm) überhaupt 1:1 abbilden?