Harald Schirmer - es kommt nicht nur darauf an, was wir tun, sondern WIE wir es tun!

Objektive

Welches Objektiv brauche ich?

Ein großer Vorteil von Spiegelreflexkameras und modernen Spiegellosen Wechselobjektivkameras ist die Möglichkeit, verschiedene Objektive zu verwenden.

Diese Wahl wird schnell zu Qual, sieht man die Bandbreite und vor allem die Preise für diese Objektive.

Auf dieser Seite möchte ich einige Entscheidungshilfen geben, welche Objektive sich wofür eignen und was zu beachten ist.

Standard Objektiv Canon 24-105mm f4
Standard Objektiv Canon 24-105mm f4

Gerne bekomme ich auch Kritik, Feedback oder Eure Meinung zu diesem Kurs
– schreib mit einfach per eMail oder diskutiert das Thema hier in den Kommentaren mit mir.

Was bedeutet Brennweite?

Zu Analogzeiten war es sehr einfach – man hat sich auf eine Filmgröße  (36x24mm = Kleinbildformat) geeinigt – und jeder wußte damit welche Ergebnisse z.B. ein 50mm Objektiv liefern würde.

Seit es Digitalkameras gibt, ist es aufgrund der vielen verschiedenen Sensorgrößen nicht mehr so einfach. Damit man wieder auf einen vergleichbaren Nenner kommt haben Spiegelreflexkameras einen „Crop“-Faktor angegeben (berechnet sich aus dem Verhältnis der Sensorgröße zum Kleinbildformat) – mit diesem muss man die Brennweitenangabe multiplizieren, um auf den „realen“ Wert zu kommen.

z.B.: Werte für eine Canon 50D > Crop-Faktor = 1,6:

  • 12mm Weitwinkel wir zu 19mm Weitwinkel
  • 35mm Weitwinkel wird zum 56mm Normal-Objektiv
  • 50mm Normal-Objektiv wird zum 80mm Tele-Objektiv
  • 200mm Tele-Objektiv zum 320mm Tele-Objektiv

Je höher also der Crop-Faktor, um so mehr „Tele“ bekommt man, verliert aber Weitwinkel.
Wichtiger ist aber, wenn von ein 50mm Foto entstehen soll, muss bei Crop=1,6 mit einem 35mm Objektiv fotografiert werden!

Bauformen…

..ist vielleicht nicht der richtige Begriff für dieses Unterscheidungsmerkmal, trifft es aber sehr gut. So teilen sich die Objektive in Festbrennweiten und Zoom-Objektive.

Objektiv Festbrennweite
Objektiv Festbrennweite

Festbrennweiten sind die erste Wahl, wenn es um höchsten Anspruch, Qualität und Lichtstärke geht. Auch sind diese Objektive für besonders scharfe Fotos bekannt – zudem haben Sie die geringsten konstruktiv-bedingten Fehler. (siehe auch „das beste Objektiv„)
Nachteil ist sicher der hohe Preis und die Notwendigkeit für jede gewünschte Brennweite – ein eigenes Objektiv zu „besitzen“.

Festbrennweiten haben nur einen Einstellring (für die Schärfe).
Sie eignen sich sehr gut um das Fotografieren wirklich zu lernen!

Zoomobjektiv
Zoomobjektiv

Zoom-Objektive haben den großen Vorteil, ein breites Band an Einstellungen abzudecken. Sie sind für Hobbyfotografen interessant und vor Allem auf Reisen ein guter Begleiter, wenn man nicht den „großen“ Koffer mitnehmen kann.
Zoom-Objektive sind immer ein Kompromiss – auch wenn die Hersteller viel dafür tun, diesen Ruf zu entkräften.
Selbstverständlich gibt es auch bei Zoom-Objektiven besonders hochwertige Produkte, (meist mit kleinerem Zoombereich) auch für spezielle Anforderungen z.B. Presse, Sport oder Actionfotografie.

Zoom-Objektive haben zwei Einstellringe (für Schärfe und Brennweite)
Für die meisten Anwendungen reicht auch die Qualität eines guten Zoom-Objektivs aus.

Objektiv-Arten und Verwendung:

Objektive lassen sich in 4 Gruppen einteilen:

Weitwinkel | Normal | Tele | Spezialobjektive

Schema Objektiv Brennweiten
Schema Objektiv Brennweiten

Weitwinkel- Objektive (ca. 8 – 35 mm)

Weitwinkelfotografie
Weitwinkelfotografie
  • um viel auf einmal darzustellen,
  • bewußt zu verzerren,
  • fehlenden Abstand zum Motiv zu kompensieren,
  • mit Proportionen zu spielen,
  • große Bereiche Scharf abzubilden…

Weitwinkel bietet sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten und ist speziell im künstlerischen Bereich, aber auch bei Pressearbeit im Einsatz

Normal – Objektive (ca. 50 mm)

Normalbrennweite Portrait
Normalbrennweite Portrait


diese Brennweite entspricht der des menschlichen Auges –
also besonders geeignet für möglichst „reale“, „natürliche“ Darstellungen

Mit Normalobjektiven ist es trotzdem am schwersten, beeindruckende Fotos zu machen, da alle „optischen“ Tricks wegfallen, relativ viel auf dem Bild ist und der Fotograf auf alles achten muss.

Tele – Objektive (ab ca. 60 mm)

Telefotografie
Telefotografie
  • um selektiv Details abzubilden,
  • störendes aus dem Bild zu verbannen,
  • Entferntes groß raus zu bringen, bzw die Fluchtdistanz von Tieren zu wahren,
  • Schärfe auf sehr kleine Bereiche zu reduzieren

Besonders in der Naturfotografie und im Sport findet man große Brennweitenim Einsatz – gepaart mit hoher Lichtstärke = kleine Blendenzahl sind diese meist am Teuersten

Spezialobjektive (Lupen-, Shift- Macroobjektive, Fischauge, Lensbaby…)

Macrofotografie
Macrofotografie
  • um Winziges zu vergrößern,
  • stürzende Linien zu verhindern,
  • Raumwirkung darzustellen,
  • Schärfenebnen zu „manipulieren“

meist-verwendet bei Hobbyfotografen ist hier das Macro-Objektiv (das eigentlich ein spezielles Tele-Objektiv ist) gefolgt vom Tilt/Shift Objektiv, das in der Architekturfotografie professionelle Bilder liefert

Das „beste“ Objektiv

Die „Optik“ = Objektiv ist ausschlaggebend für hoch-qualitative Fotos und gute Ergebnisse bei „schlechten“ Lichtverhältnissen.

Jedes Objektiv hat konstruktiv bedingte Fehler wie Verzerrung, chromatische Aberration, Streulicht, Vignettierung… diese werden bedingt durch den Aufbau (runde Öffnung, eckiges Bild – Größe der Linsen, Anzahl der Linsen, bewegliche Teile…), die Verwendung (Lichtverhältnisse), verwendete Kamera (Größe des Sensors)

Die Qualität eines Objektivs ist also (in der Theorie) besser wenn:

  • möglichst wenige Linsen (weil jede Linse Fehler hat und die sich addieren)
  • unbeweglicher / fixierter Aufbau
  • hochwertige Vergütung der Linsen
  • möglichst kurze Entfernung zum Sensor (Streulicht)
  • möglichst große Linsen (weil damit der stark gebeugte/fehlerträchtige Randbereich weniger verwendet wird)
Schema Objektiv Linse
Schema Objektiv Linse

Das bedeutet, daß das beste Objektiv ein ca. 50 mm Blende f=0,8 ohne Bildstabilisierung (IS) ist.

Bildstabilisierung?

Objektiv IS Image Stabilizer
Objektiv IS Image Stabilizer

Unter dem Namen „Image Stabiliser“, „Steady Shot“ oder „Vibration Reduction“ läuft diese Funktion mit der Aufgabe, die Verwacklung durch den Fotografen zu verringern.

In der Regel ist im Objektiv ein Mechanismus, der versucht die Bewegungen des Fotografen durch „Gegen“-Bewegung der Linsen aufzuheben. Je nach Brennweite können die meisten Menschen ein 1/80 Sekunde Verschlusszeit frei Hand halten ohne zu verwackeln. Mit Bildstabilisierung geht das dann in der Regel bis zu einem 1/50 sec.

Man gewinnt also bis zu zwei Blendenstufen / oder Zeitstufen dazu.

Wichtig:

  • Auf dem Stativ, oder bei unbeweglicher Kamera – Bildstabilisierung immer ausschalten, da sonst das Gegenteil erreicht wird;
  • Ab ca. 1/300 Sekunde Verschlusszeit ist der Bildstabilisator aufgrund der kurzen Zeit ohne Wirkung;
  • Manche Modelle bieten die Möglichkeit nur in einer Richtung (z.B. horizontal) zu stabilisieren – das ist für „Mitzieh-Fotos“ wichtig, da sonst die Automatik den „Effekt“ zerstören würde;
  • Da die Bildstabilisierung über Ultraschallmotoren erreicht wird, benötigt diese Funktion (im Vergleich zu anderen Funktionen) viel Strom – Akkulaufzeit!!

Gegenlichtblende

Für viele ein unnützes Zubehör ist die Gegenlichtblende, eigentlich ein wertvolles Hilfsmittel, Objektivfehler zu minimieren.

  • So wird Streulicht, das von der Seite in das Objektiv eindringen kann, stark minimiert. (Also z.B. eine Straßenlaterne, die zwar nicht mehr im Bild zu sehen ist, aber seitlich vor dem Objektiv für Störlicht sorgt)
  • Auch bei Gegenlicht-Fotos kann man damit das „Hauptlicht“ aus dem Bild nehmen.
  • Auch als mechanischer Schutz ist die Gegenlichtblende hervorragend geeignet – einfach umgedreht verwenden, dass spart viel Geld bei unsanften „Berührungen“.

Tipps:

  • Die meisten Fotografen geben weit mehr Geld für Objektive als für die Kamera aus – also beim Neueinstieg eher an der Marke orientieren, wo man die gewünschten Objektive bekommt…
  • Objektive „altern“ (bei guter Pflege) nicht so schnell – also bei Objektiven eher „langfristig“ planen;
  • Objektive kann man auch leihen – um vorab zu testen, ob man mit Einsatzbereich und Abbildungsleistung zufrieden ist.
  • Nicht das Teuerste ist das Beste – sondern das für den Zweck am Geeignetste;
  • Auch analoge, alte Objektive sind nach wie vor hervorragend geeignet – auch wenn das „Marketing“ der Hersteller anders argumentiert;

Mein Fazit:

  • Wer also eine Spiegelreflexkamera gekauf hat um bessere Bilder zu machen, zu dokumentieren oder einen Reisebegleiter sucht, ist mit einem mittleren Zoom-Objektiv z.B. 24-105mm gut bedient. Ob er mit einem 28-300mm glücklich wird lasse ich hier offen…
  • Für Hobbyfotografen, die gerne Sportaufnahmen machen, sollten etwas tiefer in die Tasche greifen und auf Bildstabilisator und Lichtstärke (also Blende kleiner/gleich 4) achten.
  • Naturfotografen, die Landschaften, Himmel und Berge lieben, werden im Weitwinkelbereich glücklich. Wer gerne mit optischen Mitteln spielt, wird die gegebenen Möglichkeiten auch lieben.
  • Schmetterlingsjäger und Pflanzenfreunde kommen schnell beim Macro auf Ihren Geschmack.
  • Studio- und Portraitfotografen werden sich schnell nur noch mit Festbrennweiten im leichten Telebereich zufrieden geben.

Für ambitionierte Einsteiger, die Fotografieren wirklich lernen und verstehen wollen, empfehle ich mit einem 50mm Objektiv zu beginnen und alles damit zu versuchen (Motivwahl, Bildaufbau, Belichtung, Einstellungen….).

Erst wenn man das im Schlaf beherrscht auf ein mittleres Tele (z.B. 200mm) zu erweitern – damit wird das Auge für Details geschärft. Kann man das aus dem „FF“ legt, man sich ein Weitwinkel zu und beginnt zu „spielen“ und künstlerisch zu probieren.

Beitragsinfo:

Published:

Edited:

Kategorien:

Schlagworte:

Dein Feedback:

8 Antworten

  1. Avatar von Chris
    Chris

    Vielen Dank für die gute Erklärung!
    Ich bin auf er Suche nach einer tollen Festbrennweite für Porträts mit einer Canon Vollformat: Meine Erkenntnis dank Herrn Schirmer: 50mm ist schärfer, 85mm macht einen besseren Bokeh möglich. Ich persönlich konnte inzwischen das neue Canon EF 85mm f/1.4L IS testen und bin beeindruckt von dem schnellen Autofokus und der hervorragenden Abbildungsleistung. Aber auch die 50mm sind nicht zu verachten, vielleicht gerade fürs Filmen spannender…

    1. Avatar von Sebastian Hollmann

      Hallo Chris,
      es kommt halt auch auf den Crop-Faktor an. Bei einem übrigen Faktor von 1,4 für nicht-Vollformatkameras passt 50mm super für Portraits. Die 50mm entsprechen dann 85mm im Vollformat, die vom menschlichen Auge als sehr natürlich erlebt werden. Beim Vollformat passt dann entprechend das 85mm besser für Portrait-Aufnahmen. Die f/1.4 machen natürlich schon was her, was das Boket angeht 😉

  2. Avatar von Alex
    Alex

    Hi Harald,

    vielen dank für die gelungene Seite.
    Ich denke ich werde deinem tipp folgen, und mit einer festbrennweite einsteigen…
    Für den urlaub überlege ich auch ein zoom von 18-105 mitzunehmen, damit ich flexibel bin.

    Danke für die super tipps!

    1. Avatar von haraldschirmer

      Vielen Dank – Ja mit Festbrennweiten ist man in jedem Fall auf der qualitativ hochwertigeren Seite – zudem funktioniert der Zoom meist schneller, weil der Sensor mehr Licht bekommt.

  3. Avatar von Ron

    Vielen Dank für diesen hilfreichen Bericht!
    Hab mir eine EOS 600D zugelegt mit EFS 18-135mm und das Handbuch
    von Frau K.Sänger.400 Seiten sind ´ne ganze Menge Input, wenn man wie
    ich bislang nur mit Automatikprogrammen „geknipst“ hat :)) ….

    Beste Grüße

    Ron

    1. Avatar von haraldschirmer

      Hallo Ron, freut mich, dass Dir mein Bericht geholfen hat. Mit Deiner neuen Kamera wünsche ich Dir viel Erfolg und immer gutes Licht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert