Harald Schirmer - es kommt nicht nur darauf an, was wir tun, sondern WIE wir es tun!

Datenschutz fängt mit Datensparsamkeit bei uns an

Sehr gerne zeigen wir bei digitalen Themen auf die großen Konzerne, die natürlich eine erhebliche Verantwortung tragen. Aber wie sieht es bei uns selbst aus? Mit diesem Artikel möchte ich zur Datensparsamkeit inspirieren und ein paar Tipps zu verantwortungsbewussterem Umgang mit Adressdaten geben.

In regelmäßigen Abständen hinterfrage ich meine eigene Arbeitsweise:

  • arbeite ich noch effizient?
  • gibt es bequemere, wirksamere Werkzeuge?
  • sind meine (und die mir anvertrauten) Daten sicher?
  • sind die Platformen, die ich nutze noch hilfreich?

Kleine Geschichte des Adressbuchs

Vergangenes Wochenende habe ich mich um mein Adressbuch (hier ein früherer Artikel dazu) gekümmert. Früher gab es das Telefonbuch und das eigene Adressbüchlein, dann wurden daraus Onlineverzeichnisse, man konnte CDs mit allen Adressen kaufen, dann kam auch die „Telefonnummern-Rückwärtssuche“ und unsere eigenen Adressen wanderten in die Kontaktverwaltung von Apple, Microsoft Outlook oder andere Software. Aktuell werden diese Daten natürlich in der Cloud gespeichert, damit wir immer alles, auf allen Geräten perfekt synchronisiert verfügbar haben. Dann sind da noch die unzähligen Plattformen, die uns den wunderbaren Service bieten: „Zeig mir wen Du kennst und ich vernetze Dich auf meiner Plattform“ > mit einem klick gewähren wir damit Zugriff auf all unsere Freunde, Familie, Verwandte, Geschäftspartner, Ärzte, Steuerberater… (Unser Adressbuch ist ein perfekter Ort für ein „rundum-Persönlichkeitsprofil“)

Für das eventuell ledergebundene Papier-Adressbuch war ich verantwortlich, das war klar: Risiko „verlieren“ (Von Diebstahl habe ich noch nicht gehört) Heute mit synchronisierten Datzen und Anbindung an diverse Plattformen, ist verlieren kein Thema mehr – dafür aber Diebstahl oder gar unbedachte Herausgabe um so mehr!

Unsere Verantwortung

Die Europäische Datenschutzgrundverordnung DSGVO wurde erst kürzlich überarbeitet – sagt im Kern für Deutschland nicht so viel Neues aus: Wir sollen verantwortlich mit den eigenen und vor Allem den Daten anderer umgehen.

Wer also den einfachen Klick: „Adressbuch freigeben“ klickt, verschenkt die Adressdaten (und damit auch die persönlichen Beziehungen zu den Kontakten) ohne diese vorher gefragt zu haben. Der Mehrwert ist überschaubar (mehr Kontakte auf Facebook, Snapchat, LinkedIn…) der Schaden: Jeder Kontakt wird von dem Plattform gespeichert – je mehr das tun, um so perfekter ist das Beziehungsnetzwerk, das über BigData Analyse für den Konzern sichtbar wird (unser Mehrwert: bessere Freundesempfehlungen / unser Risiko: höhere Transparenz über unser Leben, Krankheiten, Vermögensverhältnisse, Bildungsgrad…)

Warum sind Adressdaten von uns so wertvoll?

Wenn jemand Deine Ärzte kennt, kann man Rückschlüsse auf wahrscheinliche Krankheitsbilder ziehen, wer Deine Freunde kennt (und die haben auch Profile im Netz) kann Deinen Bildungshintergrund, Sozialen Status, Milieu-Zugehörigkeit feststellen, wer die Zeiten der Adress-Erstellung ausließt (sogenannte Metadaten) kann Deinen Lebensweg nachzeichnen.

Die Adressdaten sind dabei nicht isoliert zu sehen, sondern sind für die Plattformen ein weiteres, wichtiges Puzzelteil im Gesamtbild. Verknüpft man die Adressdaten mit den Online Profilen, mit wem Ihr – und wie oft – kommuniziert, mit Google Maps, wo Ihr Euch aufhaltet, mit der Google Suche, Siri, Alexa und Co – welche Fragen Ihr stellt … kann eine ziemlich genaue Prognose erstellt werden, nicht nur was Ihr gerade macht, sondern eine gewisse Zeit in die Zukunft.

Im harmlosesten Fall bekommt Ihr dann Werbung, die zu Euren aktuellen Wünschen passt.

Datensparsamkeit ist ein Schutz für alle

Ich möchte nicht Angst machen, nur wach machen, für die Notwendigkeit, bedacht mit den eigenen und vor allem den Daten von anderen umzugehen. Was kann man also tun?

  • regelmäßig die Adressen löschen, die man nicht mehr braucht
  • im Adressbuch NUR Adressdaten speichern, keine zu persönlichen Zusatzinfos, Passworte etc. (dafür gibt es deutlich besser geschützte Orte bzw. Software)
  • keine Adressen für Plattformen freigeben
  • Adressen nur an einem Ort (in einer Applikation speichern)

Persönlich habe ich mich auch gefragt: Wie spreche ich meine Kontakte heute an?

In den seltensten Fällen öffne ich dazu mein Adressbuch. Die meisten Menschen sind heute über Messenger und Soziale Netzwerke verknüpft. Damit ist nicht gemeint, dass nur dort die Kommunikation stattfinden soll!! Aber ist es notwendig, die Adressen bei mir selbst zu speichern oder zu pflegen, wenn ich mit den meisten irgendwo vernetzt bin (und ohne jeden Pflegeaufwand Kontakt aufnehmen kann)?

Der gewandelte Nutzen des Adressbuchs:

Wofür brauchen wir also noch ein Adressbuch? Für mich sind es 2+ Fälle – womit sich die dafür notwendigen Daten auch stark reduzieren:

  1. Telefonnummern – da das Adressbuch in der Regel mit dem Smartphone synchronisiert ist, bekomme ich so den Anrufer angezeigt, oder kann selbst schneller wählen
  2. Navigation – auch wenn das vermutlich nur auf die Menschen zutrifft, die man sehr selten besucht, ist es hilfreich die Adresse gespeichert zu haben
  3. (??? Bonus) Der Geburtstag – eigentlich sollte jeder selbst entscheiden können, ob er/sie den veröffentlichen mag – dann findet man ihn in den Sozialen Netzen – diese kann man dann also löschen. Es gibt aber auch Menschen, die nicht online sind, oder deren Geburtstag ich gerne im digitalen Gedächtnis behalte.

Fazit:

Was nicht da ist, kann nicht gestohlen oder missbraucht werden. Man stelle sich vor, jemand hackt Dein Adressbuch und schickt an alle Deine Kontakte Dinge, die Du sicher nicht möchtest (wie auch immer das entstanden ist).

Wir sind Jäger und Sammler, daher ist uns das „abgeben“ oder „löschen“ nicht wirklich genetisch in die Wiege gelegt. Mit meinem sicher nicht vollständigen Artikel möchte ich Dich aber inspirieren, verantwortungsvoll über Dein(e) Adressbuch(ücher) zu sehen und selbst zu entscheiden: brauche ich das alles und kann ich die Verantwortung dafür tragen – bzw. was ist mein ehrlicher Nutzen?

Hast Du noch Tipps rund um das Adressbuch?

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Eine Antwort

  1. Avatar von Barbara Schmidt

    Ich habe mein Adressbuch noch nie für eine Plattform freigegeben. Da gehöre ich dann trotz aller „Digitalität“ (ist das ein Wort??) zu der Fraktion „das gehört sich nicht“. Denn es sind ja nicht meine Daten. Und das war auch schon vor der DGSVO so. Manchmal frage ich mich, warum Menschen online ein so anderes Verhalten (auch als Konsument) an den Tag legen, als sie es offline tun.
    Und nein, ich schliesse nicht aus, dass ich online unbewusst auch andere Dinge mache, „die sich nicht gehören“.
    Danke, dass Du uns immer mal wieder mit der Nase drauf stösst, Harald!

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