Welche Erfolgskonzepte gibt es, die eine Antwort auf die Komplexität des Lebens, der Natur und unseren menschlichen Bedürfnissen geben können? Wie schaffen wir es, trotz (oder gerade mit) der Diversität uns auf eine gemeinsame Zukunftsreise zu begeben, für die eine Mehrheit bereit ist, zu investieren, bzw. auf Dinge zu verzichten?
Eine mögliche Antwort darin sehe darin, die Diversität, Kreativität und Passion der Individuen zu vernetzen und zu einem gemeinsamen Ziel zu verbinden.
Es sollte im ersten Schritt nicht so schwer sein, gemeinsame Ziele zu finden, beginnend mit „eine Zukunft auf einem gesunden Planeten zu haben“, gerne aber auch etwas tiefer: Glück, Zufriedenheit, Freiheit – jedoch ohne das auf Kosten anderer.
Auch wenn man in der derzeitigen Situation der Welt, Politik, Umwelt, Technologie… nicht maximal optimistisch sein kann, habe ich große Hoffnung dass wir auf einem insgesamt guten Weg sind – wenn man Modellen wie „Spiral Dynamics“ oder Laloux Culture Model glauben mag, wo man davon ausgeht, dass die nächste gesellschaftliche „Stufe“ Flexibilität/Integration oder sogar schon Kollektive Intelligenz und ganzheitliches Sein und Handeln ansteht.
Jetzt frage ich mich natürlich, was kann mein Beitrag sein. Seit Jahren versuche ich in den verschiedensten Bereichen – mal mehr, mal weniger erfolgreich – meinen ökologischen Fußabdruck, mein Konsumverhalten, meinen Energieverbrauch, mein soziales Verhalten etc. zu verbessern. (Optimieren klingt mir hier zu Wachstumsorientiert – es geht mehr um eine gesunde Balance zwischen Geben und Nehmen)
Wer sich etwas mit diesen Themen befasst, und die Möglichkeiten des Internets nutzt, findet unzählige andere, die genau in die gleiche Richtung gehen. Auch gibt es schon viele Organisationen, Initiativen und Netzwerke, die mit diesem Ziel gegründet wurden.
Wie wäre es wenn sich diese Initiative verbinden, kollaborieren und gemeinsam unsere Zukunft gestalten?
Warum ist „WIR“ so schwer?
Selbstkritisch muss ich natürlich reflektieren, dass es so viel einfacher ist, selbst etwas zu starten, darüber zu schreiben, als sich an etwas Bestehendem zu beteiligen. Seit einigen Wochen bin ich hin und hergerissen zwischen dem promoten meiner #VUCArockers Initiative und den Bedenken, nur wieder ein weiteres Silo bzw. eine Filterblase zu erzeugen.
Guido Bosbach hat mit dem humeaning.com eine NetzwerkInitiative gestartet, es gibt zahlreiche „Gute Nachrichten Portale“ wie happytimes.ch newslichter.de goodnewsnetwork.org positive.news
Soziale Netzwerke gibt es natürlich wie Sand am Meer, hier etwa 250: socialmedialist.org/social-media-apps.html
Es gibt zahllose, „echte soziale“ Netzwerkalternativen wie despora.de utopia.de ello.co oder Seiten, die sich philosophisch damit beschäftigen wie evolve-magazin.de augenhoehe-community.de oder Filme wie zeit-fuer-utopien.com die-stille-revolution.de business2being.com augenhoehe-film.de
Ein weiterer Augenöffner ist sicher der TED Talk von Douglas Rushkoff:
Selbstkritisch – wie viel WIR ist im ICH?
Als Individuum will ich gesehen, ernst genommen, geliked, geliebt werden. Die einen nennen das wohl narzistisch oder zumindest egoistisch, für andere ist es ein menschliches Grundbedürfnis (Maslow), das sich unterschiedlich ausprägt.
Es ist ein großer Unterschied, ob man „der, mit dem alles begann“ oder „einer von Vielen, die zum Erfolg beigetragen haben“ ist.
Wie Roman Rackwitz (Gamification Expert) in seinem LinkedIn Artikel – siehe Kommentar, schreibt, ist die individuelle Kompetenz und Erfahrung ein absoluter Erfolgsfaktor eines Netzwerkes – genau so wie die Position im „Team“ um die bestmögliche Wirkung zu entfalten. Weitergedacht gilt es also die Fähigkeiten der Einzelnen da einzusetzen, wo sie bestmöglich wirken (und die möglichen Schatten sinnvoll begrenzen)
Tolle Videos wie die vom „Second Dancer“ erklären uns zwar, wie wichtig es ist, Follower, Nachahmer, Beteiligte und Nutzer der eigenen Inhalte zu haben – sind wir aber ehrlich, wollen viele doch gerne selbst im Rampenlicht stehen. Blickt man auf die Generation YouTube, SnapChat oder … wird gerade dieses Menschliche Bedürfnis „gesehen zu werden“ hier extrem gefördert. … Jeder ein Star…
Ich möchte ehrlich sein, es ist manchmal ein wenig traurig zu sehen, wie andere Anerkennung für etwas bekommen, das man gerne für sich selbst „als Inventor“ proklamieren würde – so sehr ich mich natürlich auch freue, dass das „Baby“ lebt und sich entwickelt. Aber es ist egoistisch und sogar schädlich, wenn eine Idee skalieren soll. Am Ende muss man sich auch immer fragen: „Welchen einzigartigen Beitrag habe ich tatsächlich geleistet?“ Habe ich nicht mein Wissen aus den vielen tollen Artikeln im Netz, auf YouTube, TED und Co, und wurden mir die Erfahrungen nicht von der Organisation ermöglicht, für die ich arbeite?
Wissen für Alle – kostenlos und wertvoll!
Wieviel Arbeit in der Grundlagenforschung steckt, wie viel Passion, Herzblut und Ressourcen in die „Erschaffung von Wissen“ gesteckt wird, widerspricht natürlich der Idee, einmal erarbeitetes Wissen für alle kostenlos zugänglich zu machen. Gleichzeitig können wir es uns wirklich leisten, mögliche Lösungen für unsere dringenden Gesellschaftlichen, Menschheitlichen, Ökologischen, Ökonomischen Problem zu verhindern, weil wir das Wissen durch Patente, Nutzungsrechte, finanzielle Interessen unzugänglich machen? Vielmehr sollten wir doch versuchen, die Bedürfnisse der Beitragenden zu stillen und Wertschätzung zu zeigen, ohne das Wissen künstlich zu verknappen.
Ganzheitlich betrachtet gebe ich auch zu bedenken (und das ist mir selbst immer wieder eine Mahnung), Wer kann wirklich von sich behaupten etwas ganz Alleine „Erfunden“ zu haben, bzw. das Recht auf die alleinige Nutzung bzw. dessen Gewinn zu haben. Ist nicht alles ein Ergebnis der Rahmenbedingungen, der Einflüsse, Bildung, Menschen auf unserem Weg, Bücher, Filme, Podcasts oder „göttlichen Eingebung“, für das wir selbst nur bedingt „verantwortlich“ sind?
Ich spreche von echter Zusammenarbeit, CoCreation, Beteiligung an Bestehendem, Vernetzung und Wirkungsverstärkung existierender Kräfte und Initiativen.
Es ist aufwändiger, sich in die Gedanken anderer zu versetzen, oft gelingt das im ersten Moment ganz gut, bis es zu einem Punkt kommt, wo man evtl eine andere Meinung hat, ein anderes Verständnis, oder auch nur eine „andere Farbe“ präferiert. Wie schade ist es, das uns so viel daran hindert mit offenen Armen und Geist aufeinanderzuzugehen und den gemeinsamen Mehrwert (und Wirkung) als reicher erkennen, als die individuelle „Einbuße“ and Sichtbarkeit?
Die Business Sicht:
In der Wirtschaftswelt mag Konkurrenz ein hilfreicher Bestandteil zu sein (ich denke nur, weil das Kapitalismusmodell das vorschreibt), im persönlichen und besonders im Kulturellen, Ökologischen wäre doch Kooperation ein wesentlich gesünderer, erfolgreicherer Ansatz.
Wenn ich von meinem Blog leben müsste, würde ich eventuell anders schreiben, aber auch nach 900 Artikeln hier teile ich meine Erfahrungen und Gedanken gerne – auch wenn ich sehe, dass mit einigen Aussagen, Bildern oder Erfahrungen andere ordentlich Geld verdienen.
In meiner Arbeit bei Continental habe ich einen scheinbar sehr wirkungsvollen Ansatz für globale Collaboration gefunden: Zentral aber transparent und beteiligend eine Vision erarbeiten, mit den Willigen Materialien, Templates, Methoden und erste Ergebnisse erarbeiten und dann allen als editierbare Rohmaterialien zur Verfügung stellen. All das im Enterprise Social Networking um Wertschätzung, Erfolgsstories, Wirkung und voneinander lernen sowie miteinander gewinnen erlebbar zu machen. Die „Local Evergreen Teams“ agieren dabei als dezentrale, selbstverantwortliche cross-funktionale Teams zusammen – begleitet vom globalen GUIDE Netzwerk. mehr dazu
Diese Form der dezentralen „WIRteams“ mit einer ganzheitlichen Mission scheint also als erster Ansatz ganz gut zu funktionieren.
Die lokalen Individuen, Kompetenzen, Kultur und Rahmenbedingungen können wirken und gleichzeitig das gemeinsame Ziel erreicht werden.
Technische Unterstützung?
Ein Dilemma ist natürlich, dass jede Plattform selbst erfolgreich sein will/muss, um sich zu finanzieren. In der Folge entstehen technische Silos. Seit mindestens 10 Jahren bin ich bemüht jedem SoftwareEntwickler, Plattformbetreiber oder Organisationen den Vorschlag von „Aggregationslayern“ schmackhaft zu machen. Vernetzung von Inhalten, Bewertungen oder Suchfunktionen über Plattformgrenzen hinweg. Der große Vorteil von eMail ist, dass es ein universelles Format nutzt – das bräuchten wir für Social Media, Tagging, Suchen… auch.
Zudem wäre es an der Zeit moderne Funktionen wie ESN, TEAMs oder Slack aber auch OneNote, OneDrive/Dropbox, Trello, Mindmap etc. zu einer integrierten (aber offenen) Lösung zusammenzubringen, in der ich mich nicht mehr um Formate und Tools kümmern muss. Die Richtung „webbasiert“ oder SAAS (software as a service) geht genau dahin – leider auch da oft mit Abgrenzung statt Kombination und Kollaboration.
Ich bin nach wie vor überzeugt, das hierin die nächste Entwicklungsstufe in der Digitalisierung liegt – die Vernetzung von Silos untereinander.
Wie wäre es auch mit einer technischen Unterstützung von Diversität?
Anstelle dem gewohnten „Wenn Sie das gekauft haben, könnte auch das interessant sein“ oder „Leute die das gesucht haben, fanden auch das spannend…“ hätte ich lieber einen Knopf für:
- Wer das gesucht hat, hat noch nie dieses gesucht
- Aufgrund Ihrer Suche empfehlen wir auch folgendes ANDERES Gebiet
- Danke für den Like – diese sehr unterschiedliche Person hat das übrigens auch (anderswo) geliked – wollen Sie chatten?
Diese Empfehlungen würde Innovation, Verständnis und Perspektivenwechsel fördern!
Übrigens gab es in der frühen Internet Zeit genau das bereits: Google bot eine „Auf gut Glück“ Suche an, auch bei ICQ Chat gab es die phantastische Möglichkeit des „Random Chat“ – man bekam irgendjemanden, der gerade online ist als Gesprächspartner angeboten. Für mich ein Erweckungsmoment, die Lebensweisen, Wünsche oder nur den Alltag damals von Menschen rund um den Globus zu erleben.
Man stelle sich in der Politik einen ANONYMEN Chat vor, in dem parteiübergreifend (inklusive Bürgern, Wissenschaftlern oder Lobbyisten) Themen offen diskutiert werden können! Ohne Parteibuch, wenig Ego, viel Zuhören und aufeinander eingehen. Echte Meinungsbildung!
Unterstützenswerte Plattformen
Vielleicht wäre ein erster Ansatz, die Plattformen oder Organisationen zu sammeln, die es bereits gibt – Verzeichnisse von NGOs gibt es ja bereits.
Wenn wir dann einen Dialog führen, wie wir die Kräfte bündeln können um im ersten Schritt selbst mehr Klarheit und im Zweiten mehr Wirkung entfalten können…
Beispiele für Initiativen, die zu pragmatischer Arbeit an einer besseren gemeinsamen Zukunft arbeiten wären z.B:
- actionforhappiness.org/calendars
- betterplace.org
- welche kennt Ihr?
Ein naiver Wunsch?
Meine Erfahrung (mit mir) und auf Bühnen, Diskussionen, Podcasts oder Chats gibt eigentlich wenig Optimismus, da hier ein „Nebeneinander“ von Positionen, Selbstdarstellung und „Gewinnen“ sehr stark vertreten ist. In Talkshows werden zwar divergente Positionen zusammengebracht, aber eben mit dem Ergebnis durch spektakulären „Schaukampf“ Einschaltquoten zu erzielen. Hochwertigere Gespräche wie das ehemalige Philosophische Quartett oder das noch existierende Scobel (Late Night) sind leider homöopathische Dosen von kulturell hochwertigen Gesprächskulturen.
UND TROTZDEM, wie es Sasha Lobo auf der Republica 2016 so schön ausrief, möchte ich die Hoffnung und mein Streben nicht aufgeben, einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, wie wir künftig besser gemeinsam – wirkungsvoller Lösungen für unsere Zukunft erreichen können.
Vielleicht ist es wirklich ein guter Zeitpunkt, sich vorzunehmen, mehr zuzuhören wie es sich Bundespräsident Steinmeier 2018 in seiner Weihnachtsansprache wünscht, und sich an bestehenden Aktionen zu beteiligen, der „Second Dancer“ zu sein oder mit dem eigenen Netzwerk Wirkung zu verstärken?
Ist es mutiger / sinnvoller etwas eigenes zu beginnen, oder etwas bestehendes zu unterstützen – was meint Ihr?
Großartiger Input von Anderen / lesenswert:
- Roman Rackwitz (Gamification Expert): linkedin.com/pulse/20141103141333-57620628-in-sports-games-it-is-about-personal-progress (siehe Kommentare)
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