Harald Schirmer - es kommt nicht nur darauf an, was wir tun, sondern WIE wir es tun!

IT-Landkarte für Schulen

Schule IT Landkarte
Schule IT Landkarte

Auf der Suche nach einem IT Schulkonzept im Bezug auf Kommunikation und Zusammenarbeit wurde ich leider nicht fündig.

Es gibt viel über die technische Infrastruktur von und für IT Experten. Leider scheint jede Schule die eigene „Digitalisierung“ selbst in Angriff nehmen zu müssen…

Ich empfehle unbedingt diese DigitalisierungsPlanung gemeinsam zu machen, nicht einfach an „IT“ Experten zu delegieren. Nicht, weil die das nicht können, sondern weil es eine Lernreise sein kann(muss), die Vertreter von allen Betroffenen zusammen machen sollten.

Software kann man installieren, Verhalten, Kompetenz, Verständnis oder gar Kultur nicht!

Vielleicht sind diese Gedanken sowie ein Mindmap mit vielen Links und Infos weiter unten zum Download auch für andere hilfreich:

Wichtige Grundgedanken sollte man sich aus Anwender Sicht (LehrerInnen, SchülerInnen, Verwaltung, Eltern) machen.

Dabei ist eine der größten Hürden bereits das Passwort (oder besser die Passwörter, da meist mehrere notwendig sind). Wer ein Gesamtkonzept erstellt, sollte sich darüber informieren, wie eine sinnvolle Balance zwischen Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit gefunden werden kann. Hürden, die den Einstieg und Nutzung gefährden, können vorhergesehen und frühzeitig behoben werden, wenn klassische Bedenken und Erfahrungen ernst genommen werden.

Eine sehr beliebte Diskussion ist die Grundsatzfrage „Cloud oder Lokal“ wenn es um Daten, Dokumente und Installation geht. Nicht nur Kosten, Wartungsaufwand, Expertise und Verfügbarkeit sind hier abzuwägen. Um hier eine objektivere Diskussion zu bekommen, ist es empfehlenswert – vorher – unabhängige Experten um eine verständliche Gegenüberstellung zu bitten (erst Kompetenz aufbauen, dann diskutieren).

Infos die ich 2011 zum Thema Cloud gesammelt habe: LINK

Als nächster Schritt wäre es hilfreich eine Liste der Aufgaben zu sammeln, die über Software, Apps und Plattformen übernommen werden soll. Je genauer die Aufgaben beschrieben werden können, um so passender kann nach Lösungen gesucht werden. Digitalisierung ist ganzheitlich zu sehen – das Bedeutet Werkzeuge, Kompetenzen und Haltung – dabei beobachtet man in der digitalen Transformation typischerweise 3 Stufen:

  • Stufe 1 – individuelle Digitalisierung vom Papier zur IT (eMail, persönliche Laufwerke, Office)
    — wenig Digitalkompetenz notwendig, eher ego-zentrierte Haltung (ich kümmere mich)
  • Stufe 2 – Hierarchie/Effizienz wird versucht zu digitalisieren (Newsletter, Intranet, Dokumentenmanagement)
    — überfordert aus Stufe 1 werden Tools gesucht, die Kontrolle und zentrale Steuerung versprechen, das ist jedoch nicht beliebig ausbaubar
  • Stufe 3 – Beteiligung/Vernetzung (Soziale Netze, Messenger, Lernplattformen)
    — als ganzheitliche, nachhaltige Lösungen kann sich bei wachsender Digitalkompetenz und „Augenhöhe“-Haltung jetzt eine verantwortungsvolle Gemeinschaft entwicklen

Stufe 1 und 2 sind – ganzheitlich betrachtet – extrem aufwändig, verschwenderisch und Ressourcenintensiv. Rechenbeispiel:

  • Stufe 1: Sekretariat schickt individuelle eMails an Gruppen zur Abstimmung oder Info – in der Regel 75% mehr Aufwand als nötig siehe konkretes Beispiel
  • Stufe 2: Ein wöchentlicher Newsletter mit einem gescannten Dokument oder Anhang (2 MB) multipliziert sich mit der Zahl der Empfänger (5 Klassen = ca 150 Eltern), die meist zusätzlich zum eMailprogramm auch noch auf Festplatten gespeichert werden … mindestens 12 Gigabyte Daten pro Schuljahr! (Energie, Bandbreite, Speicherplatz, Lebenszeit, Archive, Backup…)
  • In Stufe 3 entsteht „Shareconomy“ – teilen und gemeinsam lernen. Informationen und Dokumente werden nicht nur zentral abgelegt (inklusive Versionierung), sie sind „Social“ – zudem wird nur resourcenschonend „genutzt“ statt verteilt. Abstimmungen werden automatisch (auch grafisch aufbereitet) konsolidiert – egal wie viele Rückmeldungen kommen, Arbeit kann sichtbar werden und dafür Wertschätzung bekommen, aktive Menschen können sich Reputation aufbauen, eine Kultur wird geformt über die Art „wie“ miteinander agiert wird.

Wie lange jede Stufe dauert und ob 1 und 2 übersprungen werden können, hängt vom Kommitment der Führung ab. Weder in der ersten noch in der zweiten Stufe ist in meinen Augen eine wachsende Schulgemeinschaft langfristig sinnvoll zu betreiben.

Bevor es in die Plattformen und deren Funktionen geht, hilft es sich noch zu überlegen, welche „Informationstypen“ in Kommunikation und Zusammenarbeit verwendet werden sollen, oder schon genutzt werden. Unter „klassisch“ sind die von Stufe 1 und 2 dargestellt (ist nicht ganz trennscharf), „Digitalität“ beschreibt Infoypen, die eine transparentere, kollaborative Haltung voraussetzen – belohnt durch Respekt, Verantwortungsübernahme, Beteiligung und Wertschätzung.

Sehr verständlich ist der Wunsch nach der „eierlegenden Wollmilchsau“ Eine Plattform für alles, die gibt es derzeit nicht, schon gar nicht in der Kombination „und einfach zu bedienen“. Das ist auch eigentlich sinnvoll. (nicht nur aus Sicherheits und Datenschutzgründen)
Als Leitfrage ist empfehlenswert, zu klären, welche „Zielgruppen“ primär worauf zugreifen müssen, oder welche Daten/Dokumente besonderen Schutz benötigen. Erste Rechte-Konzepte sind hierbei ein sinnvolles Nebenprodukt.

Das was oft als erstes eingeführt wird oder teilweise schon besteht – hier zum Schluss: die Kommunikationskanäle. Der Grund – die meisten Plattformen haben inzwischen einen Großteil der „Kommunikationskanäle“ integriert. Intranet bzw. das fortschrittlichere Social Intranet, Chat, Newsletter/Benachrichtigungsfunktion etc. sind immer mehr Bestandteile von guten Plattformen – allerdings sind diese dann auch in der Lage, mit Feedback, Rückmeldungen, Fragen wesentlich besser umzugehen.

Ein wichtiger Hinweis hier auf die Aufteilung in „synchrone“ und „asynchrone“ Kommunikation – die ist besonders für Schulen ein großer Vorteil in der Digitalisierung. Viele Eltern sind zu Schulzeiten nicht erreichbar, die Verwaltung oft schon im Feierabend, wenn die Eltern aus der Arbeit kommen. Zeitversetzte Diskussionen, Zusammenarbeit und Beteiligung kann sehr viel Bewegen und auch typische physische Grenzen überwinden.

Es wäre mir ein Anliegen, dass wir die Erfahrungen aus anderen Bereichen gegenseitig zugänglich machen und uns unterstützen diesen großen Wandel gemeinsam zu meistern. Aus Organisationen wissen wir, wie schwer es ist, neue IT-Werkzeuge einzuführen. Oft ist geht es nur über längerfristige, persönliche Begleitung.

Je transparenter, beteiligender, lern-offener und respektvoller diese Transformation begleitet wird, um so größer der Erfolg.

Um Homeschooling oder gar digitalen Unterricht ging es jetzt gar nicht. Ich bin überzeugt, dass Digitalisierung uns alle angeht – es ist wohl zu spät, eine sinnvolle Reihenfolge vorzuschlagen. Erst die Verantwortlichen der Schule, dann die LehrerInnen und erst im letzten Schritt die Schüler einzubeziehen. Auch die beste IT Infrastruktur, Tablets und Whiteboards sind eher schädlich, wenn sie ohne die notwendige Digitalität (Digitalkompetenz, Haltung, Methodik, Didaktik, Ethik…) stattfindet.

Wer mit neuen Werkzeugen unter Stress und Unsicherheit arbeiten soll, zieht sich auf dass zurück, was kontrollierbar ist: Front-Beschallung. Digitale Lernformate sehen völlig anders aus, als physischer, klassischer Unterricht. Das lernt sich nicht nebenbei. Das Wissen ist da, auch viele tolle Vorbilder – aber mindestens genau so viele wichtige Fragen: „Wann, wie viel, wie, wo, wozu..“ die sollten gestellt und offen diskutiert werden – gemeinsam!

Zuletzt ist auch der Staat und die Gemeinden (Kostenträger) gefordert – in meinen Augen ist die finanzielle Unterstützung noch die „einfachste Aufgabe“. Eine riesige Baustelle ist das Copyright/Lizenzrecht und der Datenschutz. Wenn die gesamte Klasse auf WhatsApp täglich unzählige Fotos austauscht, aber ein unglaublicher bürokratischer Akt notwendig ist, um die Freigabe für ein Klassenfoto zu bekommen, ist etwas in Schieflage.

Kaum eine der modernen Sozialen Netzwerke, Plattformen, SharingHubs, Videokonferenzsysteme, Wissensammlungen, Videoplattformen können „legal“ genutzt werden. Schulmaterial ist für die digitale Nutzung nicht freigegeben. Aber auch bei Tablets kommt die hierarchische Bürokratie an ihre Grenzen. Mit dem Kauf ist es nicht getan, wer übernimmt die Kosten für die Wartungsverträge, Reparatur, Service – hier sind teils monatelange Freigabegesuche und ungeklärte Kostenübernahmeverantwortungen riesige Hindernisse. Es gibt viel zu tun.

Vielen Dank an alle die mich bei der Recherche und mit Tips und Links so tatkräftig unterstützt haben – besonders an das großartige Netzwerk des „Twitterlehrerzimmer“ #TWLZ #twitterlehrerzimmer

Beitragsinfo:

Published:

Edited:

Dein Feedback:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert