Nutzt Du WhatsApp? Warum eigentlich?
Ach so, weil dort Deine Freunde, Kollegen, Verein, Schule, Kindergarten, Radiosender sind… guter Grund! Warum sind die da? Ach so, aus genau dem gleichen Grund. Für wen dieser Zwang zufriedenstellend ist, sollte vielleicht nicht weiterlesen.
Lasst uns über Werte, Sicherheit und Verantwortung sprechen – am Ende beschreibe ich meine begründete Antwort und lade Euch ein, ebenfalls „zu wechseln“.
Ich finde es sehr verwunderlich, dass jene, die aus guten Gründen auf die Sicherheits- und Datenschutzprobleme von Facebook schimpfen, aber scheinbar nichts dagegen haben, WhatsApp zu nutzen, was exakt die gleichen Probleme mit sich bringt.
Dann beruhigt die beworbene „Verschlüsselung“ ja auch unser Gewissen – leider gilt die nur für „eins-zu-eins“ Chat – nicht für Gruppenchats. Das bedeutet das Ihr durch akzeptieren der AGB, WhatsApp/Facebook die vollumfängliche Erlaubnis gebt, Eure Fotos für Werbung, Eure persönlichen Vorlieben an andere verkauft und Eure Beziehungen/Freunde zur (für Euch nachteiligen) Preisgestaltung verwendet werden. Kurz: WhatsApp/Facebook verdient sich dumm un dämlich durch unser Chatten mit ihren Produkten.
Alternativen
Vorneweg, es ist mir völlig unbegreiflich, warum in 40 Jahren (die ersten Chat-Programme gab es in den 80ern) es keine einzige Firma in Deutschland geschafft hat, eine vernünftige App an den Start zu bekommen. Woran man sich bei der Programmierung und Konzeption halten sollte ist wohl hinlänglich bekannt. Also eigentlich würde das Label „Made/hosted in Germany“ schon eine riesige Kundenschaft sichern.
Folgende Chat-Clients habe ich teils seit vielen Jahren im Einsatz (warum? weil typischerweise der Kunde entscheidet, wie Du ihn erreichen kannst) – das kann man aber (vielleicht) ändern. Nicht in der Liste sind die App-Integrierten ChatFunktionen in LinkedIn, Twitter, Xing…
- Facebook Messenger
- Threema
- Discord
- SnapChat
- Wire
- Telegram
- Signal
- …
Was sind die wichtigen Kriterien?
Hier verweise ich gerne auf den Expertenblog von Kuketz: Messenger Kriterien –
hier kurz mit eigenen Worten ergänzt:
- Freie, quelloffene Software: Nur wenn „jeder“ (der das kann) sich den Programmiercode ansehen kann, können auch versteckte „Nebennutzungen“, Sicherheitslücken etc gefunden werden > Transparenz!
- Vermeidung von Metadaten: Besonders wertvoll sind nicht nur die Daten (Fotos, Text, Verknüpfungen) sondern wie sie entstehen (Kontext, Bezug, Datum, Nutzerdaten, verwendeter Rechner/Handy…)
- Dezentralisierung: Wenn alles an einem Ort ist – ist das gefährlich
- Kryptografie: Wie werden die Daten, Chats, Bilder etc gegen mitlesen dritter (oder des Anbieters selbst) geschützt
- Mobile Endsysteme: Kann ich den Messenger auf allen meinen Geräten nutzen?
- Bezugsquellen: Muss ich an einen unsicheren Ort, um den Messenger zu bekommen?
- Alternativer Identifier: Muss ich Namen, Telefonnummer etc angeben? (Das ist sehr wichtig, wenn man z.B. in einem Land lebt, dessen Regierung Kritiker verfolgt)
All diese Sicherheitskriterien sind nicht nur für Messenger relevant – ob es um die aktuelle CoronaApp oder jede andere App auf dem Smartphone geht.
Hier ein Mobilsicher Video zu den kritischen Punkten von WhatsApp: (Metadaten, unsicheres Backup, Adressbuch)
Sicherheit ist immer ein Kompromiss zwischen „Sicher und Bequem“
Was ist aber noch wichtig – Funktionen?
- Freundliche, sinnvolle Benutzeroberfläche
- Einfaches Einladen
- Statusnachrichten – multimedial (Text, Emoticons, Bilder, Videos, Zeichnungen, Sprache…)
- Gruppenchat
- Kommentieren früherer Nachrichten (vor Allem im Gruppenchat)
- Feedback (Like, Emoticons, Zustimmung/Ablehnung)
- Anruf oder VideoAnruffunktion
- Online Status (konfigurierbar)
- Browser Version
- Dateien teilen (Inkl. sync mit eigenen Dateien?)
- Suchfunktion (gerne auch mit Filtern)
- Kopierfunktion (gerne auch einzelner Textpassagen wie z.B. eine Nummer, Name, Produkt..)
- Löschfunktion (richtig löschen – nicht nur „ablöschen“ – gerne mit Papierkorbfunktion)
- Blockieren/VIP (markieren von Personen/Gruppen die man nie mehr oder immer sehen will)
- … natürlich DSGVO konform
- ServiceChatBot (um sofort Services oder Hilfe zu nutzen)
Messenger Vergleich
Da sich die Messenger stetig weiter entwickeln, und Andere diese Arbeit schon – hoffentlich mit mehr Aufwand und Expertise – erledigt haben, hier ein paar Links zu Vergleichstabellen:
- Verbraucherzentrale (Januar 2020)
- Wikipedia Vergleichsliste
- Netzwelt (März 2020)
- Heise (August 2020)
- Stiftung Warentest (leider aus 2014)
- Kuketz (Januar 2020)
Schaut Euch gerne die Tabellen an, um zu verstehen, welche Kriterien verglichen werden und was Euch davon wichtig ist. Falls etwas unklar ist- gerne einen Kommentar, dann recherchiere ich nochmal, oder verweise auf Antworten, die mir geholfen haben.
Am liebsten nur einen! oder meine BITTE
Natürlich wäre es jetzt einfach, wenn es „den“ Messenger gäbe, den alle verwenden, der super sicher und komfortabel ist… aber das würde auch der Vielfalt der Menschen und deren Wünschen, Weltbildern etc. nicht gerecht werden – noch der Kreativität und den vielen Ideen, die wir nunmal haben.
Mir geht es auch nicht darum, hier Werbung für ein Produkt zu machen (natürlich werde ich von NIEMANDEM bezahlt dafür), bitte Euch aber, darüber nachzudenken, was Euch wirklich wichtig ist.
Damit meine ich nicht nur Euch selbst, sondern auch Eure Freunde und Familie. Ihr könnt ja noch entscheiden „Datenschutz ist mir egal – Hauptsache einfach und ich erreiche alle“ Aber mit einem klick (z.B. Adressbuch freigeben) nehmt Ihr alle, die da drin stehen – mit!
Kann ich wirklich einen Unterschied machen?
Ich bin davon überzeugt – JA
wir wollen doch keine blind folgenden Lemminge sein!
Ich werde meine Freunde und Bekannten bitten, den Messenger zu wechseln – auch wenn das einen kleinen Beitrag kostet und auch Aufwand (runterladen, Freunde einladen, Funktionen lernen).
Deshalb habe ich diesen Beitrag geschrieben und werde ihn meinen Freuden schicken, mit der Bitte, mir auf einen sichereren Messenger zu folgen – Einige sind eh schon da 😉
Verantwortung für unsere Kinder!
Natürlich darf man einen Messenger erst ab 16!!! Jahren nutzen – klar. Und natürlich halten sich alle dran. Selbst die sehr reflektierten Freunde und Bekannten werden aber irgendwann vor die Wahl gestellt: „Ist Dein Kind in der Lage, sich mit den Freunden oder Klassenkameraden zu verabreden, oder nicht“. Da Vorbild mehr wirkt als alles Reden – was werden die dann wohl nutzen…
Wir haben nicht nur die Verantwortung für uns selbst, sondern auch für unsere Kinder – die werden gerade von der „Masse“ in einen unsichere Messenger gezwungen. Sie laufen Gefahr, ausgeschlossen zu werden, wenn sie nicht „mitreden“ können – und schon ist die wohl überlegte Entscheidung wann ein Smartphone und welcher Messenger – in Frage gestellt – nicht erst mit 16.
Ich habe mich entschieden dass ich lieber einen sichereren Messenger für all Ihre Freunde bezahle, da das am Ende sicher billiger ist. Was ist es Dir Wert, z.B. ein Foto Deines Kindes NICHT auf einer Kinderpornoseite, einer KeksPackung oder als Download einer Fotobörse zu sehen?
TIP: Zudem ist das Telefon nur ein „LeihPhone“ und zur „Nutzung“ überlassen – die (natürlich – nicht nur vor dem Gesetzgeber) Verantwortung trage ich.
Jetzt bin ich gespannt, wie weit ich damit komme, wie viele Eltern ich erreichen kann, und ob wir wirklich dazu gezwungen sind, den Quasi-Standard zu nutzen.
Und wie jetzt ganz praktisch?
- Freunde Informieren: Werde ich meine Freunde informieren, welches mein Primärer Messenger ist, und dass alle anderen gemutet werden
- Andere Messenger löschen: Alle anderen Messenger werden von meinen Geräten gelöscht
- Regelmäßig über Web die alten Kanäle prüfen: In regelmäßigen Abständen (starte mal mit wöchentlich) werde ich über die Web-Oberfläche nach aktuellen Anfragen in den anderen Messengern schauen, ob es etwas Wichtiges gab.
- Primäre Kontakmöglichkeit bewerben: In meiner Signatur und anderen sinnvollen Orten werde ich auf meine Messengerwahl hinweisen
Gelöscht wurden: WhatsApp, Facebook Messenger, WeChat, Discord, SnapChat, Wire, Telegram, Signal
Mein primärer Messenger: Threema
Hier in paar links zu Threema:
- Threema Webseite – Funktionen (ich bekomme kein Geld von Threema)
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