Angeregt durch einen – in meinen Augen – unglaublich guten Beitrag vom Radiosender Bayern 2, möchte ich in diesem Post ein paar Tipps geben, wie man mit der stetig wachsenden Flut an Informationskanälen und den enthaltenen Beiträgen umgehen kann. (Nicht dass ich die perfekte Lösung dafür habe, aber doch einige Hinweise, die vielleicht helfen können)
- Hier der Beitrag (als Podcast zum Nachhören verfügbar) mit dem Titel:
[box type=“note“ style=“rounded“ border=“full“ icon=“none“]„Tag? Nacht? Abgeschafft!“
(Notausgänge aus dem Beschäftigungskarussell. Wir werden immer schneller, verdichten den Takt unserer Arbeit, Kommunikation, Mausklicks, sind weltweit mit Lichtgeschwindigkeit vernetzt und machen möglichst alles gleichzeitig. Wie aber kann das Leben gelingen mit der allgegenwärtigen Beschleunigung? Matthias Morgenroth fragt nach.)[/box]
Wie kann man mit dieser stetig steigenden Geschwindigkeit umgehen?
1. Rhythmus
Wer kleine Kinder hat, wird sehr schnell fest stellen, das ein konsequent eingehaltener Rhythmus nicht nur für viel Ruhe und Gelassenheit sorgt, sondern auch positiv auf Gesundheit, Schlaf und Ausgeglichenheit wirkt.
Das hilft nicht nur im Kindesalter – Stabilität muss nicht bedeuten immer das Gleiche zu tun – sich aber am Tag und/oder in der Woche bestimmte „Räume“ zu sichern, entschleunigt ungemein.
Man kann es auch als „Rituale“ leben – z.B.:
- Festgelegte Zeiten um bestimmte Kanäle zu konsumieren (nicht nur die Anfangszeiten, sondern auch eine Maximaldauer)
- Zeiträume komplett von Medien „befreien“ – z.B. bei Tisch – je konkreter je besser (im Auto – wäre zu pauschal und ist nicht einzuhalten … Navi, Anrufe, SMS, Verkehrsdienst…)
- Zeiten in denen „abgearbeitet“ wird – also quasi im offline Modus nichts neues dazu kommt
- die alten, bewährten Selbst- und Zeitmanagement Regeln sind hier nach wie vor sehr wirksam und gültig (einfach mal in YouTube suchen)
…diese „Regeln“ können sowohl zum Erlernen von Social Media (beständiges Üben und Verbessern) also auch zur Prävention vor Dauernutzung sehr hilfreich sein.
2. Mehrwert verstehen
Ich bin selbst bei unzähligen Plattformen angemeldet – ums diese zu testen, Neuerungen zu erleben aber auch weil eben genau dort bestimmte, interessante Menschen unterwegs sind. Natürlich kann man nicht überall gleich oft oder lange unterwegs sein. Ich halte es für wichtig zu verstehen, was die „Besonderheit“ oder der konkrete Mehrwert einer bestimmten Plattform (im Vergleich zu den Anderen ist) – dann kann man sich ein persönliches Nutzungsprofil erstellen – z.B.:
- Welche Plattform nutze ich für recherchen – allgemein oder spezifisch?
- Wo kommuniziere ich mit persönlichen Freunden?
- Wo platziere ich Informationen im Business Umfeld?
- Wei bewerbe ich (falls vorhanden) meine Beiträge?
- Wo fühle ich mich wohl, in Kommentaren tiefer ins Detail zu gehen?
- Wem sollen meine Beiträge „gehören“ (und kann ich die wieder entfernen?)
Wenn ich diese Fragen für mich geklärt habe, sollte ich mich um die Verknüpfung der Plattformen kümmern – es ist inzwischen sehr einfach, Beiträge in einer Plattform automatisch in einer anderen zu platzieren. Damit kann ich mich „freier“ bewegen – und egal wo ich Beiträge einstelle – sie werden automatisch konsolidiert.
3. eMail Benachrichtigungen
Wer sich in Punkt 2 Gedanken über den Sinn von Kanälen gemacht hat, wird schnell zustimmen, dass es wenig Sinn macht, sich für jede Aktion in den Social Media Kanälen je eine Status eMail zu abonnieren.
Auch eMail kann ein wertvoller Informationskanal sein – nicht aber, wenn er zu gemüllt mit maschinengeschriebenen Hinweisen und Werbung ist. eMail ist für ich der persönliche Kanal für den Austausch von Menschen.
[box type=“info“ style=“rounded“ border=“full“]Besonders wichtig empfinde ich den Dauerbeschuss durch Töne oder Vibration bei neuen Nachrichten abzustellen. Das ist nicht nur nervig für alle Anwesenden – es ist ein Aufmerksamkeitskiller und Stressverstärker (so cool es auch sein mag „wichtig“ zu sein)[/box]
4. Priorisieren
Diesem Punkt müsste man ein Buch widmen… Allgemein kann man das (trotz einiger Versuche) nicht fassen – da es hier zu viele Parameter gibt. Was ist gemeint?
Es würde alles stark vereinfachen, wenn wir uns auf eine Reihenfolge von Wichtigkeit einigen könnten z.B.:
- Persönliches Gespräch
- Telefon Anruf / FaceTime / Skype Call
- SMS / Chatt ??
- Brief / Fax / Einschreiben / ePost
- Direct Social Message ( @mention, Direct Message…)
- Kommentar auf einen Beitrag
So könnte eine Reihenfolge aussehen – und bedeutet, das ein persönliches Gespräch immer Prio 1 hat, erst Anrufe angenommen werden – bevor eMails dran kommen, man aber diese unterbricht, wenn ein SMS reinkommt.
(Einschub: zugegeben, sieht es bei einigen Enthusiasten eher so aus: Twitter DM, Facebook Status, iMessage, Gespräch, Anruf … der Rest kommt quasi nicht mehr vor 😉
Leider wird es schnell erheblich komplexer, wenn man noch folgende Kriterien mit einbezieht:
- Wo ist man selbst? (Büro, Zu Hause, Unterwegs)
- Wer sendet die Nachricht? (Chef, Lebenspartner, Freund, Kollege)
- In welcher Situation ist man selbst (Notfall, Projekt, Urlaub)
- Erwartet man Rückmeldung? (und der Sender entscheidet den Kanal)
- Kollidiert die eigene Priorisierung mit der des/der anderen (Kontakt nutzt kein Social Media, besteht auf „seinen“ Kanal…)
- Sogar technische Grenzen – FaceTime und Skype, Facebook Chat und WhatsApp… verhindern hier eine allgemeine Vereinbarung
Im Business Umfeld kann hier eine klare Empfehlung gegeben werden:
Es ist Aufgabe des Team- Projekt oder Abteilungsleiters, die wichtigsten Kanäle festzulegen und auch selbst zu nutzen – damit herrscht schnell Klarheit, welche Medien für Notfälle, allgemeine Kommunikation und transparente Fortschritts-Dokumentation / Lessons Learned genutzt werden sollen (und das kann je nach Vorgesetzten anders sein)
In jedem Fall sollte man sich über seine Erwartungshaltung (also wo erwarte ich wie schnell und in welcher Form Feedback) klar werden – und diese gegebenenfalls hinterfragen – aber kommunizieren (bzw. erfragen)
5. Selbstbeobachtung
„Stay connected to yourself“ ist ein guter Ansatz gesund zu bleiben. Ab und zu innehalten und hinterfragen:
- Warum mache ich das?
- Warum jetzt und hier?
- Was habe ich davon? (auch langfristig)
- Wie denke ich über mein aktuelles Verhalten z.B. in 10 Jahren (rückblickend)
- Wie relevant ist das – oder auf welches Ziel zahlt das ein?
- Was passiert, wenn ich das nicht mache?
- Will ich das wirklich, oder fühle ich mich „gezwungen“
Sehr oft beobachte ich (auch bei mir) das Verlangen, zu sehen, ob es etwas Neues gibt, ob schon Antworten (und wer) gegeben wurden. Es ist Sozialverhalten – gesehen werden wollen, respektiert zu sein, Resonanz zu erzeugen – kritisch wird es, wenn ich davon abhängig bin.
6. Offline sein
Zuletzt noch der Tipp, ab und zu auch mal zwischen drin abzuschalten – also richtig, alle Geräte – oder die zu Hause lassen (nein, man wird nicht sterben 😉 … nur mal zu sehen, wie es ist, völlig unerreichbar zu sein – oft stellt sich nach einer kurzen Panik-Attacke (smile) eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit ein (sollte das nicht passieren – empfehle ich dringend psychologische Beratung zu suchen) – OnlineSucht ist nicht nur ungesund, es ist auch kaum möglich durch „Entwöhnung“ davon loszukommen…
Resümee
In dem Bayern 2 Beitrag ging es noch um viele weitere spannende Themen, denen wir uns in den nächsten Jahren stellen müssen. Ob es Arbeitszeitmodelle, Feiertage, Ruhezeiten, Verfügbarkeit / Always on, tragbare Technik usw. geht – je früher wir uns darüber austauschen und Entscheidungen treffen – um so eher werden wir nicht vom „Möglichen“ überrannt.
Wir sollten dringend wieder ins AGIEREN kommen – nicht wie derzeit an so vielen Stellen nur noch „re-agiert“ wird. (und damit der Fokus auf Schadenbegrenzung liegt)
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