Die alte Tischplatte war leider gebrochen, das Untergestell aber noch sehr gut in Schuss. Ein neuer, stabiler, lang-lebiger kostet schnell mehrere Tausend Euro. Teilzeit-arbeit erlaubt es mir, jetzt auch andere Projekte in Angriff zu nehmen 😉
Ziel war eine sehr stabile Tischplatte aus heimischer Eiche für den Garten – Holz vom lokalen Handel, direkt aus dem Wald – (leider nur) kammergetrocknet. Im Folgenden mit vielen Fotos die wichtigsten Schritte – gerne Feedback, ob das auch besser/anders geht!
Vermutlich muss ich den Post als WERBUNG markieren, da ich Bilder von Geräten zeige, die natürlich selbst gekauft, nicht gesponsert sind.
Erster Schritt war das Zerlegen der defekten, alten Tischplatte (die bereits drei mal aufbereitet, geschliffen, geölt war):
Die Farbe zu entfernen habe ich zuerst (Tipp eines Kollegen) mit einem Heißluftfön versucht. Mit knapp 500° kommt man schon voran – ist aber ökologisch (Energieverbrauch – dauert sehr lange) sicher nicht die beste Idee. Auch Abbeizen finde ich nicht so toll, da neben der Sauerei auch viel Chemie zu Einsatz kommt, dass dann entsorgt werden muss. Nach verschiedenen Versuchen habe ich zu einem alten Küchenmesser gegriffen und die Farbe einfach abgeschabt – das war leise, umweltfreundlich und ging sogar fast am Schnellsten:
Für gute 300,00€ konnte ich drei ca. 5 meter lange und 4 cm dicke, sägeraue Eichenbretter erwerben, die vor Ort schon halbiert wurden, um sie gut zu transportieren:
Im Bild schön zu sehen, die Bretter sind natürlich nicht gerade und in der vollen Breite (ca. 45 cm) nutzbar. Es muss das Kernholz (Stamm-Mitte) und eigentlich auch der Rand mit je ca. 5 cm entfernt werden. Im Rand sind oft Löcher von Holzwürmern, die man schlecht oder nicht heraus-schleifen kann:
Am Liebsten hätte ich natürlich die Rinde drangelassen damit es natürlicher aussieht. Die viel aber schon an vielen Stellen ab und ist sicher nicht sehr angenehm am Tischrand. Mit einem stabilen Messer ging der Großteil recht einfach ab – besonders wenn man fleißige Hilfe hat 😉
Da ich an den Außenkanten und in der Mitte des Tisches die natürliche Baumform erhalten wollte, blieben bei vier Brettern die Ränder erhalten. In einem YouTube Video habe ich gesehen, dass es recht einfach ist, die Rest-Rinde mit einer rotierenden Stahlbürste zu entfernen. Erst war ich etwas skeptisch, ob damit nicht das Holz zu sehr verletzt wird, hat aber hervorragend schnell und einfach geklappt.
Das Geld für einen teuren Tisch habe ich dann lieber in hochwertiges Werkzeug investiert. Damit waren die Längsschnitte um Kernholz und Rand zu entfernen ein Kinderspiel. Ich empfehle gerade bei Eichenholz auch eine wirklich gute Absaugung zu verwenden, da der Staub nicht wirklich gesundheitsförderlich ist.
Einer Empfehlung folgend, habe ich die Bretter dann erst mal für ein paar Tage eingespannt, das sollte Verwerfungen verbessern. Ich hatte auch das Gefühl, dass die Bretter danach gerader waren, was beim Hobeln viel Zeit und Material spart.
Richtig perfekt werden Bretter auf einer Abrichte genau rechtwinklig, da mir aber ein natürlicheres Aussehen wichtig war, reicht für mich der Dickenhobel. Hier braucht es etwas Platz, da die 2,20 m langen Bretter auf beiden Seiten des Hobels viel Raum brauchen. Ich habe hier mit dem dicksten Brett begonnen und dann immer alle anderen auch durchgeschoben – damit musste ich nicht jedes mal alles verstellen. Begonnen mit der „geraderen“ Seite unten, damit möglichst schnell ebene Bretter entstehen. So wurden nach ca. 15 Durchläufen etwa 7 mm abgetragen. Gehobelt auf beiden Seiten natürlich.
Hier ist für die Absaugung unbedingt ein sogenannter Abscheider oder auch Zyklon sehr empfehlenswert, da die Menge an Holzspänen beim Hobeln schon enorm ist. Insgesamt drei solche Behälter haben sich nur beim Hobeln gefüllt. Vorteil ist, dass man keine Staubbeutel braucht, da nur noch der feinste Staub dort landet, und alle größeren Teile im Behälter.
Im Bild sieht man unten den Staubsauger (Mini), darüber den Abscheider mit Behälter. Das Ganze ist super kompakt und kann gestapelt mit anderen Werkzeugkisten gut verräumt werden. Besonders hilfreich ist auch die „Fernschaltung“. Nur wenn das jeweilige Werkzeug (das am Staubsauger eingesteckt ist) eingeschaltet wird, läuft auch der Staubsauger automatisch los (und etwas nach)
Ich habe mir den kleinsten Sauger geholt – obwohl in einigen Foren oft davor gewarnt wird, dass die dünnen 4 cm Schläuche (Profi-Absaugung hat ca 10 cm Rohre) schnell verstopfen. Das Problem hatte ich nie, weil ich beim Hobeln nur jeweils einen halben Millimeter abgenommen habe – ich habe ja Zeit und brauche damit auch weniger Energie (und erzeuge weniger Lärm)
Ein erster Eindruck, wie der Tisch später mal aussehen soll. Schön zu sehen, die natürliche Mittellinie. „Leider“ ist der Baum so gerade gewachsen, dass es auch am Rand nur sehr geringe Abweichungen gibt – was mir inzwischen aber auch sehr gut gefällt, da es nicht zu aufdringlich oder störend ist. Die Kanten wurden mit einem Radius7 mm Kantenfräser abgerundet. Das geht superschnell und sieht sehr sauber aus – im Vergleich zum Schleifen.
Da die Eichenbretter auf über 2 meter Länge nicht langfristig gerade bleiben, muss eine Unterkonstruktion eingezogen werden, die die Bretter in der Höhe fixiert. Dazu habe ich nichtrostende V2A Stangen mit 4 mm Dicke und 15 mm Breite bestellt. Alle ca. 35 cm werden die von unten verschraubt.
V2A ist „ziemlich“ stabil – daher empfehle ich hochwertige Bohrer und langsame Drehgeschwindigkeit (450-600 Umdrehungen pro Minute) – und natürlich Bohröl zur Kühlung. Für die 6 Stangen für je 6 Bretter mit je 2 Löchern musste der Bohrer 72 Bohrungen überstehen. Gut wenn man eine Schleifmaschine hat, um die Bohrer nachzuschleifen – was 2 mal notwendig war.
Damit die Schrauben unter dem Tisch nicht herausstehen wurden die Löcher noch mit einem Senker vertieft. Auch hier sehr langsame Drehzahl, viel Kühlmittel und kurze Bohrhübe mit wenig Kraft.
Da 4 cm dickes Eichenholz sehr viel Kraft hat, muss jedes Loch vorgebohrt werden. Dabei die Dicke des Schraubenschafts (ohne den Windungen) messen und einen passenden Bohrer verwenden – und möglichst senkrecht bohren. Für den Außenbereich empfehlen sich hier auch nichtrostende Schrauben. Aus Neugier habe ich 2 Typen verwendet – bin gespannt, welche länger halten. Viel sollte jedoch nicht passieren, da die Schrauben von unten – und damit ohne Sonne/Regen ect gut geschützt sind.
Als bauseitigen Verwitterungsschutz habe ich noch Nylon-Beilagscheiben bestellt, um Luft zwischen Holz und Metall sicherzustellen – und Staunässe zu verhindern. Empfehlung hier nicht die unsagbar teuren „10er“ Packs im Baumarkt zu kaufen, sondern eine Großpackung zu bestellen. Die noch vom letzten Holz-Terrassen-Bau übrigen Abstandshalter (grün) sind sehr hilfreich um über die ganze Länge gleichmäßige Abstände sicherzustellen.
Fertig verschraubt sieht man hier schön, dass genügend Raum zwischen Holz und Metall besteht, ohne die Stabilität zu sehr zu beeinträchtigen. Auch die versenkten Schraubenköpfe (hätte noch tiefer sein können) sind so keine Gefahr mehr.
Die V2A Stangen sorgen nur für eine gleichmäßige Höhe der Bretter – es braucht also noch stabile Querträger, die ebenfalls mit Abstandsscheiben verschraubt werden. Im Bild werden die Senklöcher für die Schraubenköpfe, dann die Bohrungen für die Schrauben gebohrt.
Schöner wäre es natürlich in einer Werkstatt zu lernen, so hilft aber YouTube sehr gut – hier kann ich „Jonas Winkler“ sehr empfehlen – kurzweilig, professionell und mit vielen sinnvollen Tipps lernt man bei Ihm eine ganze Menge.
Was ich z.B. nicht wusste: bei Aussparungen wie hier bei den Querträgern, schneidet man nur die beiden Seiten ein – die dritte Fläche wird mit dem Stemmeisen herausgetrennt. Mit ein bisschen Übung wird das ganz ordentlich.
In jedes Brett kommt je eine Schraube M6 x 80 mm – ebenfalls mit dicken Nylon-Scheiben zwischen dem Holz. die beiden Außenseiten werden abgeflacht, damit man mit den Beinen nicht hängenbleibt.
Hier ein Bild der Querträger, die auf das alte Tischgestell angepasst wurden. Der Tisch wird einiges größer als er vorher war. Durch das hohe Gewicht der Eichenbretter besteht jedoch keine Kipp-Gefahr.
Einige Lehrvideos später wollte ich dann auch mit der Oberfräse die Metallbänder im Holz versenken. Das ist doch recht aufwändig aber eine gute Übung mit schönem Effekt. Die Tischunterseite wird damit wieder „eben“.
Hier nochmal die Unterseite der Bretter mit allen Nuten. Der letzte Arbeitsgang vor dem Ölen war alle Bretter nochmal rundum in mehreren Durchgängen mit 80 / 120 / 240 er Körnung zu schleifen. Das braucht einiges an Geduld, das Ergebnis entschädigt aber dafür. Bei weicherem Holz gibt es noch den Trick vor dem letzten Schleifgang mit einem Wassersprüher (vom Bügeln) die Oberfläche zu leicht zu benetzen. Dadurch stehen feine Späne, Spreißel oder Fasern auf, die dann einfacher abgeschliffen werden können.
Reines Bio-Öl würde das Eichenholz sehr dunkel machen. Zudem sind Farbpigmente sehr hilfreich um den UV Schutz zu erhöhen. Ich habe mich für ein transparentes Weiß entschieden, damit die Maserung erhalten bleibt. Ich verwende keine Pinsel, sondern ein Tuch um das Öl aufzutragen, das wird meiner Erfahrung nach gleichmäßiger (und trocknet auch schneller).
Nicht immer spielt das Wetter mit – nach wenigen Minuten musste ich alles sehr schnell abbauen, da mir ein plötzliches Gewitter einen Strick durch die Rechnung gemacht hat.
Drinnen konnte es weiter gehen – hier die „Kreidefarbe“ und erhaltene Maserung gut zu sehen:
Eine weitere Verbesserung (und Familienwunsch) war die Metallstangen etwas dezenter zu machen. Das Silber war durch die Spalten (wenn man steht) zu sehen. Schwarzer Edding an den sichtbaren Stellen war nicht so gut geeignet, da das sehr stark geglänzt hat. Matter, schwarzer Autolack (war noch vorhanden) konnte hier deutliche Verbesserung bringen:
So sieht die fertige Tischplatte jetzt von unten aus:
Hier der aktuelle Stand, bevor das Untergestell noch überarbeitet wird. Die Platte liegt derzeit nur auf, ist aber selbst wenn sich ein Kind darauf setzt, nicht zum Kippen zu bringen. Eiche ist wirklich schwer!
Aktuelle Kritikpunkte waren noch die doch recht helle Farbe (blendet evtl bei starker Sonne) und die Höhe, die noch etwas reduziert werden sollte.
Besonders gut gefällt mir die leicht organische Form, die glatte und ebene Tischoberfläche und natürlich die schöne Maserung. Es fühlt sich durch das Öl sehr natürlich an und erste Beanspruchung zeigt keine Flecken durch Flüssigkeiten.
Hoffe meine Laienhaften Erklärungen konnten ein wenig zum Selbermachen inspirieren – es macht viel Spass und ist ein tolles Erlebnis aus doch sehr rustikalen Materialien etwas sehr praktisches und für mich Schönes zu gestalten. Gesamtaufwand ware bisher etwa drei Tage. Einiges an Werkzeugkosten und Material, aber immer noch deutlich günstiger als die Tische, die man in der Qualität kaufen kann.
Ich freue mich auf Feedback, Tipps und Anregungen, was man noch besser (nachhaltiger, hochwertiger, smarter…) machen könnte.
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