Was soll diese Überschrift – es geht ja gerade darum, bei foursquare Informationen über sich, seinen Standort, favorisierte und unbeliebte Dinge mitzuteilen.
Mir ist das bewusst, bilde mir aber gerne selbst einen Eindruck, versuche zu „erleben“ – zu „spüren“ was machte es mit mir und vor Allem mit meinem Umfeld. Bevor man sich ein Urteil erlauben sollte, wäre eine mehr oder weniger ausgiebige Beschäftigung mit der Sache sicher sinnvoll. Jetzt nach ca. 2 Jahren und 1000 check ins hier mein Fazit.
In diesem kleinen Bericht möchte ich kurz zusammenfassen (meine persönliche Meinung – gerne Korrekturen oder Eure Erlebnisse ergänzen)
- Was ist foursquare?
- Warum ist es so faszinierend / cool – welche Vorteile bietet es?
- Was sehe ich kritisch?
- Warum habe ich meine Nutzung nach 1000 check-ins eingestellt?
Was ist foursquare?
Laut Alexa ist foursquare unter den TOP 600 Webseiten überhaupt
Es ist ein Lokalisierungsservice, mit dem man an jedem beliebigen Ort über das Mobilgeräte (auch PC) und GPS auf der Welt „ein-checken“ kann (Ich bin/war hier).Wenn es den Ort schon gibt, findet man vielleicht Tipps, Fotos oder andere Menschen, die schon mal hier waren. Gibt es den Ort noch nicht – kann man ihn „sofort“ anlegen.
Damit das etwas spannender ist, wurde ein Belohnungssystem aufgesetzt – damit wird es zum (mehr oder wenig süchtig machenden) Spiel. So kann man – wenn man mehrfach an einem Ort ein-checkt „Bürgermeister/Major“ werden oder wenn man mehrfach in bestimmten Kategorien ein-checkt „Orden/Batches“ sammeln. Auch bekommt man für jeden Check-In Punkte, was ein Ranking im Freundeskreis ermöglicht – Wettbewerb/Ansporn…
Natürlich bietet foursquare auch alle anderen üblichen Funktionen wie Verbindung zu Facebook, Twitter und Co, ein eigenes Profil mit beliebig vielen Infos über sich (wenn man sie preisgeben will), Freunde und Netzwerke, Gruppen, Orte oder Seiten, die einem gefallen…
Warum ist es so faszinierend / cool – welche Vorteile bietet es?
Es macht richtig Spaß, Punkte zu sammeln, Major von berühmten Plätzen, Gebäuden oder Orten zu werden, zu sehen, wer schon hier war, Fotos von anderen anzusehen und eigene hochzuladen. Die „Badge“ Belohnungen tun ihre Wirkung – man fühlt sich, als hätte man etwas erreicht – und kann es als Status nach außen tragen.
Es ist aber auch sehr pragmatisch und nützlich – immer überall zu sehen, was es hier zu sehen, zu erleben gibt, was man tun kann oder besser sein lassen sollte. Social Sharing in Hochform. Ich konnte so einige wirklich interessante Kulturstätten sehen, die man sonst übersehen hätte, sehr gute Restaurant-Tipps aber auch Hinweise auf besondere Angebote sind oft interessant. Immer mehr Unternehmen lassen es sich auch einen Kaffee oder ein paar Prozent Preisnachlass kosten, wenn man bei Ihnen ein-checkt und damit Werbung macht.
Zusammen mit Freunden oder Familie ist es auch interessant, zu verfolgen wo gerade jeder ist, manchmal trifft man sich auch zufällig oder bewusst – oder merkt, dass man sich nur um Stunden verpasst hat – Soziale Interaktion – die nicht immer nur digital bleiben muss.
Es ist auch spannend, den Hinweis zu bekommen – „Hey zum letzten mal warst Du am 21. Mai hier!“ oder einfach mal eine kleine Reise durch die Zeit – rückwärts zu machen, wo man im vergangenen Jahr schon überall war / bzw. sich das auf einer Karte anzusehen
Zu den weit über 20 Millionen Nutzern (2012) zählen auch viele Firmen, Obama und andere sehr bekannte Vertreter… Nutzertendenz weiter steigend
Was sehe ich kritisch?
Das klingt doch alles erst einmal super. Jetzt gibt es hier aber ein paar „Dinge“, die man wissen sollte:
zu erst die reine Nutzung – als das Verhalten des Benutzers:
- Wenn ich an einem Ort ein-checke, kann ich nicht gleichzeitig z.B. zu Hause sein – wer alleine lebt, muss damit höchstens um sein Hab und Gut fürchten, wer einen Lebenspartner oder Kinder zu Hause hat – setzt diese damit aber möglicherweise einem höheren Risiko aus
- Wer regelmäßig oder ständig überall eincheckt – generiert ein extrem exaktes Bewegungsprofil, was nicht nur aktuell und Rückwirkend transparent wird. Wer jeden Tag zur gleichen Zeit in der Arbeit ein-checkt wird extrem berechenbar
- Auch können Versicherungen, Arbeitgeber, Staat usw. dadurch sehr tief ins Privatleben sehen – und eventuell daraus Konsequenzen ziehen (so lange alles gut läuft sicher kein Thema – aber bei einem Unfall, einer Erkrankung, einer politischen Veranstaltung…)
- Durch die Badges (also in welchen Kategorien ich besonders häufig unterwegs bin) aber auch die Majorships erstelle ich mehr und mehr ein Persönlichkeitsprofil, das nicht nur für foursquare wertvoll ist – gezielte Werbung ist hier sicher der harmloseste Effekt (Newbee, Jetsetter, MallRat, Warhol…)
Der Satz einer guten Bekannten zeigt das sehr deutlich „Wer einen Service umsonst nutzt, muss sich im Klaren sein, dass er/sie selbst das Produkt ist, mit dem gehandelt wird“ - Natürlich verursacht der check-in – vor Allem im Ausland – auch entsprechend Kosten, durch die benötigte (wenn auch geringe) Online-Nutzung
dann das Problem der Sicherheits- oder Privatsphären Einstellungen: (Angaben aus diversen Foren, Blogs und Presseberichten)
- foursquare checkt auch automatisch ein – selbst wenn die App nicht läuft
- wenn ich den check in als „privat“ markiere – werde ich Freunden trotzdem als dort anwesend angezeigt
- wer seinen Status über Twitter teilt, wird auch eingecheckt, wenn man von einer anderen Person auf Twitter als @Mention („ist mit mir hier“) erwähnt wird
Es gibt einige Webseiten (einige Links siehe unten) die hier sehr glaubwürdig nachvollziehen, dass foursquare hier keinen sauberen Umgang mit den „privat“ Settings pflegt.
Warum habe ich meine Nutzung nach 1000 check-ins eingestellt?
Mir persönlich gefällt die Idee, die App und der Funktionsumfang eigentlich sehr gut – und wäre ich nur für mich verantwortlich, würde ich es weiter nutzen. Bei der Nutzung von jeglicher Art von Lokalisierungsdiensten muss ich mir auch Gedanken um mein Umfeld machen – Familie, Freunde, Arbeitskollegen. Wie bei der Freigabe von Adressbüchern – um schneller „Freunde“ zu finden – gebe ich durch mein Verhalten Informationen über andere weiter – deren Einverständnis ich erst einmal nicht habe. Also schon die Nachricht „Ich bin hier mit Tom“ (Wobei Tom dann meist mit einem Profil verlinkt ist) – kann für Tom Nachteile bringen… wenn er einfach nicht möchte, dass jeder weiß, wo er gerade ist. (schließlich wird auch die Zeit mitgeschrieben und veröffentlicht)
Es wurde sogar einmal mit einer „besonderen Aktion“ versucht auf die Gefahr hinzuweisen und für mehr „Nachdenken“ geworben – „Please rob me“ (Bitte raube mich aus – ich bin nicht zu Hause). Auch hatte einmal ein Hacker fast eine Million check-ins – die eigentlich privat waren an foursquare geschickt – um auf die Lücken aufmerksam zu machen…
[box type=“info“ style=“rounded“ border=“full“](Zu Lokalisierungsservices gehören übrigens auch Twitter, Facebook, Google+ usw – auch die bieten entweder check-ins oder was vielen nicht bewusst ist – die Möglichkeit beim erstellen einer neuen Nachricht den aktuellen Standort mitzuteilen – ist meist ein kleines Dreieck (Symbol für die Kompassnadel))[/box]
Kurz – aktuell möchte ich meinem Umfeld dieses Risiko nicht zumuten – aber vielleicht gibt es langsam eine ernsthafte Diskussion über Internet, Privatsphäre und wie „man“ damit verantwortungsvoll umgeht – bzw. wäre es natürlich auch sehr schön, wenn die Angaben in den Einstellungen der Services auch den beschriebenen Effekt haben.
Nichts desto trotz bin ich überzeugt, dass Lokalisierungsdienste eine rosige Zukunft haben, da es so wahnsinnig viele – auch sehr sinnvolle und nützliche – Funktionen und Möglichkeiten bietet. Von Rettung und Bergung Verletzter über ortsbasierte Nachrichten hin zur industriellen Nutzung, Logistik und Handel, werden wir immer mehr solche Angebote bekommen – wichtig ist (wie so oft) ein wacher Umgang damit
Noch ein paar Links:
- das sagt foursquare selbst über Privacy
- foursquare Privatsphäre in der Zeitung Focus
- ZDNet über das Twitter Thema
- White Hat issue
Natürlich würden mich Eure Erfahrungen mit foursquare auch interessieren…
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