Eine weitere Frage aus dem Portal Managerfragen.org, die ich gerne versuche zu beantworten:
Lieber Herr Neumann, Social Entrepreneurship ist sicher ein spannendes Thema, das sich noch entwickeln muss… ich bin auch nicht sicher, ob ich hier die notwendige „Tiefe“ bieten kann.
Ihre Frage gesellschaftliche Ziele versus monetäre impliziert ja, dass man sich hier entscheiden muss – ist das wirklich so? Entscheidungen werden heute doch in der Regel immer mit dem Fokus auf wesentlich mehr als nur Geld getroffen. Ich freue mich dass die Continental Aktiengesellschaft! die Kulturentwicklung und damit unsere Unternehmenswerte zur Chefsache gemacht hat. Mit der Aussage unseres CEOs H. Degenhart – „Erfolge sind keine Rechtfertigung für den Verstoß gegen unsere Werte“ ist das in meinen Augen bestmöglich adressiert.
Der von mir „geforderte“ Social Impact bezieht sich auf die „Adoption“ unseres Social Media Ansatzes – innerhalb des Unternehmens.
Heute sprechen doch nicht mehr nur Pressesprecher oder dedizierte, ausgebildete Abteilungen für eine Firma – vielmehr wird in Zeiten Social Medias JEDER Mitarbeiter zum Botschafter des Unternehmens – gewollt oder ungewollt. Ich habe keinen Auftrag PR zu betreiben, aber ein persönliches Anliegen meinen Beitrag in der Entwicklung moderner Organisationsformen, einer angepassten Führungsmethodik und ja auch der Art und Weise wie wir mit und übereinander sprechen, zu leisten – … und ich habe hier viel mehr Fragen als Antworten 😉
Es gibt für Social… keine Guideline, sehr wenige verlässliche Wege oder Erfolgsmodelle (Persönlich halte ich mich an unsere „real“ Welt – wer sich dort „anständig“ zu verhalten weiß, wird in Sozialen Netzen auch gut zurechtkommen) . Es gilt zu testen, gewisse Risiken einzugehen, Grenzen zu erweitern, Erfahrungen zu machen und zu teilen – voneinander (und dass meine ich auch firmenübergreifend) zu lernen.
So gibt es inzwischen auch einige Projekte, in denen auch Mitbewerber gemeinsam z.B. an der Rollenbeschreibung für Social Media Stellen arbeiten, noch vor wenigen Jahren fast undenkbar.
Wenn ich als Change Manager nicht überzeugt wäre, ernsthaft etwas ändern zu können, wäre ich auch sicher im falschen Job 😉
Social Entrepreneurship ist mir, um ehrlich zu sein, noch kein „eindeutiger Begriff“ – er wird unterschiedlich interpretiert – daher fällt es mir schwer, Ihnen hier eine klare Abgrenzung zu geben. In meinen Augen ist die Entwicklung, die wir derzeit durchlaufen eine Art „Spirale“, die unsere gesamte Arbeitswelt und Gesellschaft grundlegend und fließend verändert
(Früher gab es Wandel auf einen neue Entwicklungsstufe, die dann aber längere Zeit stabil blieb – heute ist alles im Fluss und wesentlich komplexer – weil extrem voneinander abhängig – Sie erinnern sich vielleicht noch an den Satz mit der Unwichtigkeit des „Sacks Reis in China“ – der hat inzwischen absolute Relevanz)
Es entstehen aktuell – gleichzeitig extreme Gegensätze, die wir noch gar nicht mit Leben füllen können z.B.
- Karriere UND Familie
- Flexibilisierung (z.B. Homeoffice) UND Führungsverantwortung
- Globalisierung UND Individualisierung
- Monetäre Ziele UND Werte-Treue
- Transparenz UND Privacy
Das Zitat ist richtig – für viele ist „Social…“ eine Optimierung, ein Zusatz – in meinen Augen ist es vielmehr eine neue Basis für moderne Kommunikation und vor allem effizientere Zusammenarbeit. (In meinem Fall ein Team mit über 400 Mitarbeitern in 46 Ländern können Sie schlicht nicht per eMail „führen“)
Das Ergebnis der Gruppe wird (wenn richtig gemacht) größer als die Summe der Einzelergebnisse. Neue Ideen, gesteigerte Kreativität, Sinnstiftung, Relevanzfindung, Konsolidierung in völlig neuem Maßstab. Dem geht aber eine große Investition voraus.
Eine Führungskraft heute muss den Einstieg in Social Business eigentlich ablehnen, da er/sie damit seine/ihre Zielerreichung gefährdet – die Mitarbeiter verwenden relevante Ressourcen für die Erledigung von Aufgaben, die nicht den eigenen Zielen dienen (Sie helfen ja anderen), hinzu kommt der Zeitbedarf um den Umgang, die Werkzeuge und die Effekte kennen zu lernen. Wenn hier nicht eine klare „Vorgabe“ von Oben kommt, wird sich darauf kaum einer freiwillig einlassen – es sei denn, Sie passen die Zielvereinbarungen an und verankern Social Collaboration als Zielkriterium (womit Sie dann in das Dilemma der Erfolgsmessung kommen).
Für Startups und Firmengründer ist Social Media eine riesige Chance mit guten Ideen, Unternehmertum, Offenheit und Risikobereitschaft SEHR schnell aufzusteigen. Wie oben beschrieben ist es für bestehende Unternehmen eine enorme Herausforderung – an der laut Gartner Umfrage ca 80% bis 2015 scheitern werden.
Spannend ist hier sicher auch sich den Mittelstand anzusehen, der noch viel weniger Ressourcen hat, hier zu investieren – gleichwohl aber „beweglicher“ sein könnte…
Viel Text – sorry, aber vielleicht konnte ich Ihnen damit ein paar Denkanstöße geben… vielleicht hilft auch ein etwas älterer Post weiter: Link: „Warum Social Media?“
Schreibe einen Kommentar