Harald Schirmer - es kommt nicht nur darauf an, was wir tun, sondern WIE wir es tun!

Flachdach Sanierung

Ein Flachdach ist scheinbar nach wie vor eine gewisse Herausforderung. Das Wasser sollte abfließen können – auch in die richtige Richtung und dann, am besten gezielt in einer Regenrinne verschwinden. Bei Flachdach-Anbauten gibt es immer irgendwo eine Verbindung zum Haus – das ist eine potentielle Schwachstelle. Dann muss das Wasser von der Fläche irgendwo ablaufen – was im besten Fall über die Kante in eine Regenrinne passiert.

Jetzt werden Häuser älter, Materialien schwächer und Ritzen und spalten größer. Meist sieht man das auch gar nicht, weil es z.B. hinter der Dachrinne oder durch Kletterpflanzen versteckt passiert.

Das Problem:

Vergangenen Winter gab es einigen Schnee. Der kam irgendwann vom Dach und blieb auf unserem Flachdach-Vorbau (Balkon/Terrasse) liegen und fror sofort fest. Ca. ein Kubikmeter Eisschnee, der nur mit roher Gewalt (Pickel) zu zerkleinern war. Das war mir aber zu gefährlich, weil ich die Fließen darunter nicht zerstören wollte.

Was ich nicht wußte – Bei Tauwetter entstand ein geschlossener Wasserfilm, der in jede Mauerritze – und eben auch hinter der Regenrinne – auch bis unter den Putz eindrang. Und dass Ganze ca. 3 Wochen lang. Kurzum, die Mauer war naß.

Das Ergebnis – Schimmel an Wand und Decke des darunter liegenden Vorbaus (nicht geheizter Kaltraum)

Schimmel an Wand und Decke im Vorbau
Schimmel an Wand und Decke im Vorbau

Lösungen:

Davon gibt es sicher unzählige – und viele davon haben wir uns angesehen:

  • reine Sanierung ohne Veränderungen
  • Aufbau eines Wintergartens
  • Teilgeschlossene Überdachung
  • Sanierung und Ummauerung mit Dach
  • Abriss des gesamten Vorbaus
Die wenigsten davon konnten uns überzeugen und auch konkrete Angebote von Firmen brachten keine wirklich schöne und praktische Lösung. Die Hoffnung auf ein durchgängiges Glasdach mussten wir aus Statikgründen leider aufgeben – ein ca. 10m2 Sicherheitsglasdach wiegt etwa 700 kg und könnte nur stehend verwendet werden… Massive Holzkonstruktionen passen nicht zum Haus und einen bunten Materialmix (Mauer, Stahl, Glas, Blech. Holz etc.) wollten wir nicht.

Zwischenlösung:

Um uns etwas Zeit zu verschaffen und weitere Zerstörung zu verhindern, habe ich folgende Maßnahmen getroffen:

1. Pflanzen und Putz entfernen um Wände und Decke austrocknen:

Erste und wichtigste Aufgabe war natürlich sofort den Schimmel zu entfernen – auf den Seiten von Architekt Krumwiede wurde ich hier schnell fündig, wie das auf ökologische und nachhaltige Weise funktioniert.

Kletterpflanzen entfernen
Kletterpflanzen entfernen

Mit etwas Wehmut musste dann der mühsam hochgezogene Efeu dran glauben – der seine extreme Haftkraft zur Schau stellte. Ganze Putzbrocken rissen aus der Wand, bevor der Efeu nachgab – es gibt also deutlich weniger zerstörerische Kletterpflanzen.

Putz und Terrassenaufbau entfernen
Putz und Terrassenaufbau entfernen

Erst nachdem Dachrinne, Verblendung und vor allem der feuchte Putz entfernt waren, wurde das eigentliche Ausmaß deutlich…

 

2.  Kompletten Terrassenaufbau entfernen:

Fliesen entfernen und Boden glätten
Fliesen entfernen und Boden glätten

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch durch die Rohrlöcher (dort waren die Geländerrohre in die Bodenplatte eingelassen) Wasser eingedrungen sein konnte.

Jetzt wurde der restliche Fliesenkleber entfernt und Kanten und Ecken leicht abgerundet – damit nichts Spitzes oder Scharfkantiges die Abdichtung zerstören kann.

 

3. Dachabdichtung anbringen

Hier waren jetzt Ideen und sorgfältige Planung gefragt, da der Aufbau günstig, sehr windstabil, Regen und Schneedicht sein musste und mindestens einen eventuell harten Winter überstehen sollte. Folien sind entweder zu schwach oder viel zu teuer. Verschiedene Arten von Kunststoff-Versiegelungen sind ökologisch sehr fragwürdig und schwer wieder zu entfernen. Holz oder andere Abdeckungen sehr aufwändig.
Wir haben uns dann für günstige nicht-gesandete Bitumenbahnen entschieden, die mit Kaltkleber verbunden wurden:
Die erste Bahn war die aufwändigste – bereits unten am Boden zur Hälfte gefaltet um einen sauberen Knick zu bekommen – läuft diese einmal um das ganze Flachdach:
Eine Bitumenbahn als Ablaufkante
Eine Bitumenbahn als Ablaufkante

Die beiden Ecken wurden vorsichtig gefalzt und mit einem noch übrigen Dampfsperrenklebeband fixiert. Die Spitzen der Ecke sind ebenfalls verstärkt. Zum Falzen eignet sich besonders ein kleiner Tapetenroller:

Eckverklebung
Eckverklebung

Der cam 50 cm überstehende Teil der Bitumenbahn hängt über die Flachdachplatte und sorgt so dafür, das auch schräg fallender Regen oder Schnee nicht an die Kante oder den Bereich ohne Putz gelangen kann. Damit dieser nicht flattern kann und die darüber liegende zweite Bitumenschicht keinen direkten Kontakt hat (und damit wieder Wasser eindringen kann) wurden spezielle Leisten angefertigt – deren obere Seite schräg abgeflacht sind:

[box type=“tick“ style=“rounded“ border=“full“ icon=“none“]Kleiner Tipp für die Schrauben und Dübel: Leisten ansetzen und komplett durchbohren, dann ohne die Leisten wieder zu entfernen extra lange Einschlagdübel verwenden und sofort verschrauben – das spart viel Arbeit und geht sehr schnell und einfach[/box]

Abtropf- und Fixierleisten
Abtropf- und Fixierleisten

Jetzt wird die Oberfläche mit Kaltkleber eingestrichen – hier empfiehlt sich eine alte kleine Farbrolle mit einem langen Stiel – damit kann man im Stehen arbeiten, es wird vollflächig aufgetragen, keine Pinselhaare und wenig „Sauerei“:

Kaltkleber Auftrag
Kaltkleber Auftrag

Auf die Dachfläche werden nun die (in meinem Fall 3) Bitumenbahnen von Außen (wichtig) nach Innen verlegt. Dabei überlappt die erste Bahn ca. 5 cm die Fixierleisten um eine sichere Tropfkante zu erhalten. Die weiteren Bahnen werden mit mindestens einem Drittel überlappend verklebt.

Die letzte Bahn wird nicht sofort verklebt und etwa 15 cm nach oben an die Anschlusswand gezogen (mit einem leichten Radius-um den kritischen Wandanschluss sicher zu schützen) und mit einer weiteren Fixierleiste in der Wand verschraubt. Hier ist es wichtig, die Leiste und die Bitumenbahn sehr sorgfältig auf gleicher Höhe zu befestigen, damit Wasser-eindringen bestmöglich verhindert werden kann.
Auch hier sind die Leisten wieder an der oberen Kante leicht abgeschrägt, damit Wasser ablaufen kann.

Wandanschlussleisten
Wandanschlussleisten

Nach diesem Schritt kann die auch diese Bahn mit den unteren verklebt werden:

Verkleben der letzten Bahn
Verkleben der letzten Bahn

Ein weiterer kritischer Ort ist der Anschluss an die Türe. Damit auch hier kein Wasser eindringen kann wurde die Bitumenbahn mit dem sehr stark klebenden Dampfsperrenklebeband (dass scheinbar überall klebt) abgedichtet.

Parallel wurde noch in diese Türe, die ja im ersten Stock ist, ein Schließzylinder eingebaut – damit niemand den Balkon betreten kann und versehentlich herunterfällt, weil ja kein Geländer mehr vorhanden ist.

Türanschlussverklebung
Türanschlussverklebung

Damit auch kein Wasser oder Schnee hinter die Bitumenbahnen gelangen kann wurde die obere Kante noch mit Silikon abgedichtet – auch weil die Hauswand zu viele Unebenheiten hatte:

Silikonabdichtung
Silikonabdichtung

So sieht die Fläche dann aus – ist trittfest und komplett und vor Allem fast rückstandsfrei wieder entfernbar – der Kaltkleber wurde nur auf die Bitumenbahnen verstrichen. Die Gesamtkosten lagen unter 50 Euro – bei ca. 5 Stunden Arbeitszeit mit zwei Personen. (rein die Versiegelung ohne Abbau von Geländer, Bodenplatten, Pflanzen und Putz)

Flachdachabdichtung von oben
Flachdachabdichtung von oben

Im folgenden Bild sieht man nochmal schön den unteren Kragen, der auch die Wand schützt, sowie die darüber liegende Bahn mit der Tropfkante – wobei die Bitumenbahn noch an die Holzleisten geheftet wurde:

Kragen von unten
Kragen von unten

 

Das ist sicher keine 100% fachgerechte Ausführung, und Gewährleistung kann ich nicht geben – bis jetzt (nach den ersten stärkeren Regenfällen und gefrorenem Eis sowie Wind) scheint diese Lösung gut zu halten. Gerne nehme ich natürlich Verbesserungsvorschläge auf und bin für Tipps und Kritik sehr dankbar.

Einen „Haltbarkeitsbericht“ und Erfahrungen bzw. wie es weiter geht – gibt’s natürlich, wenn es so weit ist.

 

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13 Antworten

  1. Avatar von Stefan Wortmann

    Hallo Herr Schirmer,

    welche Erfahrung haben Sie ein paar Jahre nach der Sanierung bezüglich der Haltbarkeit gemacht? Gibt es dazu vielleicht sogar einen Bericht? Den habe ich dann leider übersehen. Fänd ich aber sehr interessant.

    Viele Grüße
    Stefan Wortmann

    1. Avatar von haraldschirmer

      Vielen Dank für die Nachfrage. Leider bin ich nicht mehr zur ordentlichen Dokumentation gekommen. Am Ende haben wir von verschiedenen „Experten“ Angebote eingeholt (die sich teilweise deutlich widersprochen haben). Die bis jetzt sehr haltbare Lösung war ein Blechdach auf dem wir einen luftigen Holzboden aufgebaut haben.

  2. Avatar von Kira Nonnenbaum

    Interessant zu lesen, wie Sie das Problem mit der Flachdach Sanierung gelöst haben. Die Regenrinnen sind von besonderer Wichtigkeit, wie Sie hier auch schreiben. Ich habe mein Dach fachmännisch decken lassen und vermute, dass ich mir weniger Sorgen machen muss.

  3. Avatar von Tobias Müller

    Vielen Dank für den Beitrag zu Flachdach-Sanierung. Mein Bruder muss sein Flachdach sanieren lassen, da es nicht mehr richtig dämmt. Gut zu wissen, dass das Flachdach richtig abgedichtet sein muss, um Schimmelbildung zu verhindern.

  4. Avatar von Anna

    Interessant, dass bei einem Flachdachanbau die Verbindung zum Haus die Schwachstelle ist. Der Winter hat unserem Dach auch nicht gutgetan. Wir werden nun eine Flachdachabdichtung machen lassen.

    1. Avatar von haraldschirmer

      Profis können das sicher m Besten. Inzwischen haben wir auch eine hochwertige Versiegelung und Blech darüber- worauf wir dann einen schönen Holzboden gelegt haben.

  5. Avatar von Tobias Müller

    Vielen Dank für den Beitrag zur Flachdachsanierung. Mein Onkel möchte sein Flachdach renovieren lassen, da es an einigen Stellen bereits undicht ist. Gut zu wissen, dass man die Haltbarkeit solcher Dächer verlängern kann, indem man mit der Bitumenbahn abdichtet.

    1. Avatar von haraldschirmer

      Das ist aber in meinen Augen und aus heutiger Sicht nur eine kurzfristige Übergangslösung

  6. Avatar von Ferdinand Schneider

    Mein Haus hat auch ein Flachdach. Nun ist es soweit: Das Dach muss wirklich bald saniert werden. Ich verstehe jetzt, dass man es selber machen kann, aber dass dies schon eine Herausforderung ist. Dann werde ich es eher einen Profi überlassen. Danke für den Beitrag!

  7. Avatar von finn

    Bleibt die Feuchtigkeit im Fall des Aufbaues vom Wintergarten nicht erhalten? Oder doch lieber ein Satteldach? Im Elternhaus ist dies der Fall. Das Dach soll bis Winter saniert werden. Tja, mit dem Altbau kommen immer wieder Probleme. Bin sehr dankbar für die Veranschaulichung der Arbeiten und sinnvolle Überlegungen!

  8. Avatar von Heike

    Diesen Frühling hat meine Mutter bemerkt, dass das undichte Dach das Regenwasser durchlässt. Da dies zu Schimmelschäden führen kann, möchten wir das Dach sanieren lassen. Daher finde ich diese Tipps zur Flachdach-Sanierung sehr hilfreich. Vielen Dank!

  9. Avatar von Thomas

    Mein Onkel hat vor, sein Flachdach sanieren zu lassen. Er kennt sich auf diesem Gebiet ein bisschen aus. Ich werde diesen Beitrag an ihn weiterleiten, da die Infos hier ihn interessieren mögen.

  10. Avatar von Michael Kuppig

    Als provisorische Abdichtung, die im Sommer das Regenwasser einige Zeit abhalten soll, mag das funktionieren. Als erfahrener Bauingenieur kann ich Ihnen jedoch nur raten, hier Fachleuten einzuschalten.

    Hier muss ein fachtechnisch korrekter Wandanschluss am aufgehenden Mauerwerk hergestellt werden. Ebenso der Anschluss unter der Balkontür ist sehr wichtig. Ihr Dampfsperrband funktioniert nur bei Plus-Temperaturen im Trockenen Bereich. Es wird sich kurzfristig lösen. Auch der Dachrandabschluss muss mit einem Abtropfprofil und dem erforderlichen Abstand zur Außenwand hergestellt werden, damit das Wasser nicht an der Wand darunter herabläuft.

    Und das Wichtigste, auch wenn der Raum darunter nicht geheizt ist, das Dach benötigt eine Wärmedämmung. Die ist bauphysikalisch notwendig, damit es nicht zur Tauwasserbildung auf der Rauminnenseite kommt. Das wäre ein wunderbarer Nährgrund für Schimmel. Und es sind bereits verstärkt Schimmelsporen in der Luft (nachweisbar), bevor man den Schimmel sieht. Wenn man den Schimmel sehen kann, ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen.

    Hier sollten Sie einen erfahrenen Dachdecker einschalten sowie einen Bauingenieur bzw. Architekten stundenweise zur Beratung/Überwachung vor Ort mit ins Boot holen. Da habe ich in meinen mehr als 25 Berufsjahren leider schon zu viele schiefgelaufene Selbsthilfeaktionen korrigieren dürfen. Und meistens war es dann wesentlich teurer, als es bei einer von vorn herein fachgerechten Sanierung gewesen wäre.

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