… oder
“Von der Wissensenteignung zur Seelen-Simulation”
“Das Lob der Imperfektion: Warum Menschen interessanter scheitern als KI gewinnt”
“Glühbirnen, Sonnenuntergänge und der Tod der Überraschung”
“Beziehungsenteignung: Wenn Maschinen zu nett sind”
“Warum KI wie ein geschmackloser 3-Groschen-Roman endet”

Herzlichen Dank an Dr. Alexander Klier für den wichtigen Denkanstoß und das Teilen seines KI Dialogs auf LinkedIn. Entgegen meiner üblichen positiven Ausrichtung möchte ich zu seinem Erleben mit KI hier eine sehr kritische Gegenposition einnehmen – aber dennoch mit einem sehr positiven Twist enden.
Die auch für mich faszinierende Parallele zur Tayloristischen Wissensenteignung triggert einige weitere Reflektionen bis hin zur Enteignung unsere Menschlichkeit oder Fähigkeit uns mit scheinbar unperfektem auseinanderzusetzen – uns selbst. Gleichzeitig hilft uns KI bei wachem Umgang unsere eigene menschliche Großartigkeit zu erkennen.
Hier sind ein paar unstrukturierte Gedanken dazu:
- ich sehe im Kern keinen Unterschied in der #Wissensenteignung von damals mit Taylor und der viel umfassenderen Wissensenteignung jetzt durch #KI (einen “bösen Willen” kann man beiden unterstellen oder es passiert ungewollt, oder ist ein system-immanenter Nebeneffekt)
- Mich begeistert die Bildumsetzung von KI inzwischen überhaupt nicht mehr – zwar wird die “technische” Qualität spürbar besser, gleichzeitig sind Aussagen platt und “generisch”, in der Regel enorm kitschig und weit weg von “intelligent”. Die Befürchtung der kontinuierlichen Verflachung ist omnipräsent
“Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt”
Wittgenstein
- … viel deutlicher wird diese Erkenntnis bei KI – deren produktiv-Kraft sich eben “ausschließlich aus dem “angelernten” (schon dagewesenem) in Kombination mit unserer Promptfähigkeit speißt. Fehlt der Mensch oder unsere Kreativität/Vorstellungskraft oder disruptive, überraschende, verrückte Idee – sehen alle Bilder gleich aus. Taylor=Pyramiede, Liebe=Paar im Sonnenuntergang, Idee=Glühbirne … wie unendlich langweilig – KI endet als Schund-3Groschen-Roman
(Wir werden lernen, statt direktiv wie bisher “Anweisungen” an KI zu geben, durch – dialogisch wie von Alexander gezeigt – kontextuale Begehungen zu nutzen, um bessere Ergebnisse zu erhalten) - das psychologische ein-Lullen mit Komplimenten, ohne Widerspruch, stetiger Bestätigung und maschinistischer/repititiver auf alles eine “tolle Antwort” hat die Grenze des erträglichen längst überschritten. Unbedingt sollten wir Menschen sehr viel positiver werden in unseren Dialogen – gleichzeitig der KI jedoch die langfristig in die Abhängigkeit führende Simulation von “Ich verstehe Dich” verbieten (also den Designer der Interfaces).
Zu oft erlebe ich, das selbst KI kritische Menschen sehr schnell dieser Kombination aus technisch eloquenten Antworten und Schmeichel-Schleimerei “an Ihre KI glauben” – das ist neben der Wissensenteignung eine BeziehungsEnteignung (langfristig sehe ich Menschen unfähig in kritische Dialoge oder überhaupt in Auseinandersetzung mit autark denkenden Wesen zu treten – viel zu anstrengend, wenn das Gegenüber “nein” sagt, oder “schwierig” ist) - Die dialogische Vermenschlichung mag es uns vereinfachen und angenehmer machen mit KI zu kommunizieren – die damit einhergehende – von Entwicklern – bewußt eingesetzte Täuschung sehe ich als besonders kritisch. KI kann nichts “toll finden”, “auf etwas Lust haben”, KI hat kein “ich” (ein wesenhaftes, willensgetriebenes Selbst?) und “gespannt sein” trifft wohl kaum die auf 1 und 0 basierende Ja/Nein Grundlage, auf der KI rechnet. Was damit aber passiert – ist das Triggern von Gefühlen der interagierenden Menschen: Empathie, Verständnis, Beziehung… was für eine traurige Situation… das Ende der wahren Liebe
- BildInterpretation ist so eine Sache – auch die liest sich professionell und hat für mich viele kritische Momente. Neben der extrem reduzierten Vielfalt in der Farbwahl, der Ansammlung von klischee-Elementen ist die Bildaufteilung (zentralperspektivisch) immer gleich (selbst wenn wir aktiv dagegen promoten) – ähnlich wie einem blutigen Anfänger in der Fotografie ist alles Wichtige in der Mitte umringt von Beiwerk – keine Spannung, keine Überraschung – wie eine geschmackloser Müslibrei – die Frage nach einer Selbstbewertung erübrigt sich. (Gleichwohl kann man mit fundiertem Wissen KI zur Bildanalyse verwenden)
- Nur sehr Wenige von uns sind in der Lage auch nur irgend eines dieser Bilder selbst zu erstellen – genauso wie wir in immer mehr Bereichen gegen die scheinbar immer universalere Überlegenheit von Software, Maschinen und lernenden Prozessen verlieren.
KI verdeutlicht einmal mehr den Menschen als Mangelwesen – zum Scheitern an der eigenen “Schöpfung” verurteilt – und jetzt endlich der positive Twist:
Das Besondere, das wirklich Schöne, die Tiefe oder Breite, die Nachhaltigkeit und die Überraschung, die echte Begeisterung, die Sehnsucht und Zufriedenheit – liegen in der Imperfektion eines menschlichen Tuns und des natürlichen Moments.
- Die Unverfügbarkeit, die den Wert steigert
- die Unerreichbarkeit, die uns wachsen lässt
- die Störung, die unsere Kreativität beflügelt
- der Mangel, der uns antreibt
… sind Elemente des Lebens.
KI steht dagegen für das genaue Gegenteil – alles – immer – überall – sofort … wie langweilig, wie berechenbar, wie flach – egal wie technisch perfekt ein Bild, Lied, ein 3D-gedrucktes Produkt auch aussieht… es fehlt die Seele – die nur wir haben.
KI ist ein Werkzeug um der Großartigkeit von Menschen zu dienen – und genau dieser Platz in der Werkzeugkiste der Evolution wünsche ich mir.
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