Handyverbot an Schulen?

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Jenseits der Entweder-oder-Diskussion

In der aktuellen Bildungsdebatte stößt man immer wieder auf die polarisierende Frage: Handys in der Schule – ja oder nein? Diese Schwarz-Weiß-Betrachtung greift doch zu kurz – unwahrscheinlich dort einen Konsens zu finden. Können wir nicht versuchen die Vielfalt und Komplexität dieser Frage erkennen und einen dazu differenzierteren Blick auf das Thema zu werfen und gemeinsam konstruktive Lösungsansätze zu entwickeln.

Es ist ein längerer Beitrag geworden – ich hoffe dennoch, das ich damit Einige erreichen kann, es gibt viele hilfreiche Quellen und Lösungstipps für Euch vorbereitet.

Was sagt die Wissenschaft zu digitalen Ablenkung

Die wissenschaftliche Faktenlage ist sehr eindeutig: Smartphones, Push-Benachrichtigungen und die Angst, etwas zu verpassen (FOMO – Fear of Missing Out), haben

erhebliche Auswirkungen auf unsere
Konzentrationsfähigkeit und psychische Gesundheit.

Dieser Fakt betrifft nicht nur Schüler*innen, sondern uns alle!

Bei Heranwachsenden, deren Gehirne sich noch in der Entwicklung befinden, sind diese Effekte besonders ausgeprägt. Die permanente Erreichbarkeit (und durch Tragen von SmartWatches) verstärkt dieses Problem zusätzlich.

Studien belegen, dass bereits die bloße Anwesenheit eines Smartphones – selbst wenn es ausgeschaltet ist – kognitive Kapazitäten bindet und die Leistungsfähigkeit reduziert. Im schulischen Kontext führt dies unweigerlich zu Lerneinbußen, verminderter Aufmerksamkeitsspanne und oberflächlicherer Informationsverarbeitung.

Studienlage:

Hier sind einige aktuelle Studien, die sich mit der Wirkung von Smartphones auf die Aufmerksamkeit beschäftigen, insbesondere auch bei Schülern:

  1. Studie der Universität Paderborn: Diese Studie untersucht den Einfluss von Smartphones auf die Aufmerksamkeit und Konzentration. Die Ergebnisse zeigen, dass die bloße Anwesenheit eines Smartphones die Aufmerksamkeitsleistung verringert, selbst wenn es ausgeschaltet ist. Die Studie wurde im Fachblatt „Scientific Reports“ veröffentlicht: https://www.nature.com/articles/s41598-023-36256-4
  2. Hattie-Studie: Diese Meta-Analyse untersucht die Auswirkungen digitaler Medien, einschließlich Smartphones, auf die Lernleistungen von Schülern. Die Studie zeigt, dass eine intensive Smartphone-Nutzung zu massiven Bildungsrückständen führen kann und mit Schlafstörungen und Cyber-Mobbing in Verbindung steht. (100 000 Einzelstudien, die auf die Lernleistungen von 300 Millionen Schülerinnen und Schülern zurückgreifen) – Als Buch veröffentlicht: https://deutsches-schulportal.de/unterricht/visible-learning-2-0-die-hattie-studie-geht-in-die-zweite-runde/
  3. Meta-Analyse der Universität Augsburg: Diese Analyse vergleicht 22 Studien und bestätigt den sogenannten „Brain-Drain-Effekt„, bei dem die bloße Anwesenheit eines Smartphones die Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistung reduziert: https://www.mdpi.com/2076-328X/13/9/751
  4. Studie der University of Texas at Austin: Diese Studie zeigt, dass die Konzentrationsfähigkeit eines Menschen bereits reduziert wird, wenn sich ein Smartphone in Sicht- oder Reichweite befindet, unabhängig davon, ob es ein- oder ausgeschaltet ist: https://www.journals.uchicago.edu/doi/full/10.1086/691462

Alamierender finde ich diese Studie des Deutschen Ärzteblatts:

Fast 700.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland haben einen riskanten oder sogar pathologischen Konsum von Onlinespielen und sozialen Medien. Diese Zahlen könnten sich durch den Lockdown weiter verschärft haben, was auf eine zunehmende Mediensucht hinweist https://www.aerzteblatt.de/news/mediensucht-bei-kindern-und-jugendlichen-koennte-sich-durch-lockdown-verschaerfen-3888c096-35d1-46cc-b893-f5a7acf568ce

Tolle Brochüre mit Unterstützung: file:///Users/haraldschirmer/Downloads/uke_broschuere_kinderundjugendliche_final_digital.pdf

„Das macht mir große Sorgen –
ich sehe hier dringenden Handlungsbedarf für die Prä­ven­tion“,

sagte der ärztliche Leiter des Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters Thomasius.
Der Kinder- und Jugendpsychiater nimmt jährlich rund 400 mediensüchtige Kinder und Jugendliche stationär am UKE auf – mit zunehmender Ten­denz.

Die Studien bieten einen umfassenden Einblick in die Auswirkungen von Smartphones auf die Aufmerksamkeit und Konzentration, sowohl bei Erwachsenen als auch bei Schülern. Zumindest sollte es nach dem Lesen schwer fallen, die negative Wirkung von Smartphones und SmartUhren zu ignorieren. Ich pädiere damit nicht automatisch für „digital detox“ (also offline gehen), empfehle aber immer wieder Zeiträume zu schaffen, in denen man weder erreichbar ist noch abgelenkt werden kann! Schon von einigen Jahren habe ich meine Geräte so umgestellt, dass ich nur von – für mich – dringenden Hinweisen per Ton, pop-up Nachricht oder roter Hinweiskennzeichnung gestört werde.

Digitale Werkzeuge mit enormem Potenzial

Gleichzeitig sind Smartphones hochrelevante Werkzeuge, die – richtig eingesetzt – bemerkenswerte Effizienzgewinne ermöglichen. Sie erleichtern Kommunikation, Recherche und kollaboratives Arbeiten auf beispiellose Weise. In einer zunehmend digitalisierten Arbeits- und Lebenswelt wäre es fahrlässig, diese Kompetenzen nicht systematisch zu vermitteln.

KI generiert mit Mistral.AI

Bei Erwachsenen „geht es nicht mehr ohne“ im Beruf, in der Freizeitgestaltung, beim Einkaufen, selbst bei Problemen und spirituellen oder Gesundheitsthemen wird zunhehmend die digitale Assistenzfunktion genutzt:

  1. Kommunikation (Anrufe, Nachrichten, emails, videoanrufe)
  2. Soziale Medien (Soziale Netzwerke, Messaging-Apps)
  3. Unterhaltung (Musik-Streaming, Video-Streaming, Spiele)
  4. Produktivität (Kalender und Erinnerungen, Notizen und Aufgabenlisten, Office Anwendungen, Dokumentenmanagement)
  5. Bürgertätigkeiten (Verwaltung, Anträge, Wahlen, Politische Bildung)
  6. Navigation (Karten und GPS, Verkehrsinformationen)
  7. Einkaufen/Verkaufen/Sharing (Online-Shopping, Mobile Payment, Verleih, Gebrauchtwarenverkauf..)
  8. Gesundheit und Fitness (Fitness-Tracker, Gesundheits-Apps, Meditation, Schlafüberwachung, Familienplanung)
  9. Bildung (E-Books und Hörbücher, Lern-Apps, Erklärvideos)
  10. Fotografie (Kamera-Apps, Bildbearbeitung und Filter, Zeigen/verteilen)
  11. Nachrichten und Informationen (Nachrichten, Wetter, Studien, Trends)
  12. Lebenshilfe 😉 z.B. mit künstlicher Intelligenz

Digitale Bildung ist ein zentraler Bestandteil zeitgemäßer Bildung. Die Fähigkeit, mit digitalen Medien souverän umzugehen, gehört zu den Kernkompetenzen des 21. Jahrhunderts – sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext.

Fehlender bewusster, souveräner Umgang bei Erwachsenen

Wie sollen Kinder einen gesunden, selbstbestimmten, reflektierten Umgang lernen, wenn ein großer Teil der Eltern, Lehrkräfte und andere „Vorbilder“ diesen nicht praktizieren.

„Digitale Kompetenzen in Deutschland
– eine Bestandsaufnahme“

Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung

…analysiert die Digitalkompetenzen in der Gesamtbevölkerung anhand von Daten des Nationalen Bildungspanels. Es werden Unterschiede nach Alter, Geschlecht, Bildungsgrad und Migrationshintergrund betrachtet. (Link zur Studie)

Digital Literacy bedeutet:
“the ability to understand and use information in multiple formats
from a wide range of sources when it is presented via computers“

Gilster 1997, S. 1

„ICT literacy is using digital technology, communications tools, and/or networks to access,
manage, integrate, evaluate, and create information in order to function in a knowledge
society.“

ETS 2002, S. 2

Digital Skills Gap (Initiative D21/Bundesregierung):

Ich halte die für sehr kritisch, wollte sie aber hier auch zeigen – warum: sie basiert auf SELBSTEINSCHÄTZUNG!!! Zumindest in meiner Arbeit in Organisationen, Familie, Freundeskreis (der sehr digital ist) und Schularbeit zeigt sich ein völlig anderes Bild:

Bitte widerlegt diese persönlichen Erfahrungen:

zum Thema „Digitale Reife“
  • die Wenigsten haben eine konsistente, sichere Passwortverwaltung
  • die Argumentation pro/kontra Plattform-Nutzung (WhatsApp/FaceBook/Google/Teams/Amazon…) ist generell „ist halt so/die anderen sind da auch/kann nicht anderes/ist bequem/muss es nutzten“
  • Fast allen ist der Aufwand selbstbestimmt (z.B. OpenSource) zu agieren zu hoch (zu nerdy, keine IT Kenntnisse, zu aufwändig…)
  • Jeder kennt Datenschutz als Buzzword, und trotzdem sind fast alle bereit, Fotos/Infos/Bewegungsdaten/privateste Einblicke für relative nutzlosen Zeitvertreib bereitwillig abzugeben
  • Ein durchgängiges „Wissensmanagement“ oder „Dokumentenmanagement“ ist nicht sehr verbreitet (beginnt bei Dateibenennung, geht über Ordnerstrukturen und endet nicht bei Such und Filterkompetenzen)
  • Die „älteren Generationen“ finden neuere Social Media „gefährlich“ oder „blöd“, kaufen aber ihren 12 jährigen Smartphones, unterstützen Altersfake und lassen sie mit den Erfahrungen dort alleine.
Auszug Studie D21 Digital Skill Gap
Auszug Studie D21 Digital Skill Gap

Die D21 Studie untersucht regelmäßig das eigene Verständnis und die Anwendung digitaler Kompetenzen in der deutschen Bevölkerung und identifiziert Lücken insbesondere im technischen Verständnis https://initiatived21.de/uploads/03_Studien-Publikationen/Digital-SKills-Gap/digital-skills-gap_so-unterschiedlich-digital-kompetent-ist-die-deutsche-bevoelkerung.pdf

Dieser Selbsteinschätzungs-Studie entgegen sagt diese Studie:

„bidt-Digitalbarometer.international“:
Deutschland liegt bei digitalen Kompetenzen zurück

Link zur Studie
Seite 13 der Studie

Die deutsche Bevölkerung weist im europäischen Ländervergleich schwache digitale Kompetenzen auf.

Verständnis für die Realität:

Es gibt natürlich viele gute Gründe für Eltern und Lehrkräfte – selbst gegen die eigene Überzeugung bestimmte Trends mitzumachen, hier drei Beispiele, die man ernst nehmen sollte und dafür Lösungen gemeinsam suchen kann – z.B. als Klassen- oder Schulgemeinschaft:

Wenn das eigene Kind nicht im Klassen-Chat dabei sein darf,
ist die Gefahr ausgschlossen zu werden sehr hoch.

…und man stimmt der Nutzung eines unsicheren Messengers doch zu

>> Kinder erzählen in der Regel, dass „Sie die einzigen sind, die noch kein Handy haben“ – das ist verständlich, wichtig deshalb, das sich Eltern und Lehrkräfte ehrlich dazu austauschen und am besten gemeinsam eine bewusste Entscheidung treffen. (Auch kann die Schule einen datenschutz-sicheren Messenger, oder eine Austauschplattform – auch für die Elternkommunikation – zur Verfügung stellen)

Auf dem Schulweg gibt es unsichere Bereiche
– lieber hat mein Kind eine Smartwatch oder Handy um im Notfall…

Tracking von Kindern? Reele Gefahren?

>> Da Schulwege sehr unterschiedlich sein können, kann man das sicher nicht pauschal beantworten. Auf dem Schulgelände gilt die Verantwortung der Schule, der sie gerecht werden muss – ggf. durch Nutzungseinschränkungen, technische Lösungen oder intelligente/differnezierte Methoden.
Dazu ein wertvolles Positionspapier von „Smarter Start mit 14 e.V.

Was kaum jemand offen anspricht…
mein Kind gibt einfach Ruhe, wenn es daddelt
(und ich kann arbeiten/etwas anderes tun)

was auch ein Ergebnis der Überlastung von vielen Erwachsenen mit der Informationsflut und dem Überangebote an Möglichkeiten ist.

Der Schlüssel: Digitale Mündigkeit entwickeln

Die entscheidende Frage lautet daher nicht, ob Handys generell verboten oder erlaubt sein sollten, sondern wie wir einen selbstbestimmten, souveränen Umgang mit digitalen Medien etablieren können. Dieser Lernprozess beginnt nicht erst bei den Schülerinnen und Schülern, sondern bei den Erwachsenen: Lehrkräften, Eltern und politischen Entscheidungsträgern.

Nur wenn wir selbst einen reflektierten Umgang mit digitalen Medien vorleben und vermitteln können, werden wir unserer Vorbildfunktion gerecht. Hierfür braucht es:

  1. Kontinuierliche Fortbildungen für Lehrkräfte im Bereich Medienpädagogik
  2. Elternabende und -workshops zum Thema „Digitale Medienerziehung“
  3. Schulinterne Konzepte zum bewussten Einsatz digitaler Medien
  4. Altersgerechte medienpädagogische Projekte für Schülerinnen und Schüler

Die OECD hat hier auch hilfreiche Informationen z.B. PISA 2025 LEARNING IN THE DIGITAL WORLD FRAMEWORK (SECOND DRAFT) October 2023:

Hier deren Kompetenzmodell für Studierende auf Seite 11:

Ich denke schon durch dieses sehr vereinfachte Bild sollte klar werden, dass unsere „Nutzung“ von Digitalgeräten in seltenen Fällen einer reflektierten Bildung entspricht., sondern mehr einem

„Lernen durch rumprobieren und dem Mainstream folgen“.

… als Lernmethode gut für einen neugier-basierten Einstieg, doch sicher nicht gebildet, reflektiert, bewusst, nachhaltig sicher.

Soziale Gerechtigkeit durch gleichen Zugang

Ein wichtiger Aspekt in der Debatte ist auch die Frage der sozialen Gerechtigkeit. Nicht alle Familien können hochwertige digitale Endgeräte für ihre Kinder anschaffen. Schulen können in einem ausgewogenen Konzept schulischer Leihgeräte, die gezielt und pädagogisch begleitet im Unterricht eingesetzt werden, beschaffen – dafür gibt es viele Förderungen, die oft nicht abgerufen werden. z.B. Digitalpakt Schule 2.0

Ein Manko an vielen dieser Förderungen z.B. Digitalpakt Schule 1.0 von 2019–2024 (habe selbst einige mitbeantragt) ist der Fokus auf die Geräte. Was fehlt ist die damit verbundene und notwendige Förderung von Lizenzen, Infrastruktur, Ausbildung und Adminisitrationsressourcen.

Ein leeres Tablet ist mehr Last als Hilfe!

Ohne Infrastruktur (WLAN etc.), Lizenzen, Ausbildung und Adminisitrationsressourcen ist es nutzlos.
Digitalisierung ohne Infrastruktur
Digitalisierung ohne Infrastruktur – KI generiert mit MistralAI

Inzwischen scheint das jedoch erkannt zu werden und aktuellere Förderungen haben zumindest teilweise Software, Infrastruktur und Administrationsanteile inkludiert. Zudem gibt es dafür spezielle Förderungen in den Bundesländern wie https://www.km.bayern.de/gestalten/foerderprogramme/digitalisierung/administrationsfoerderung

Durch gezielten und unterstützen Einsatz von Tablets erhalten alle Schülerinnen und Schüler Zugang zu digitalen Lernmöglichkeiten, unabhängig vom Einkommen, Herkunft oder Bildungsstand ihrer Familien. Gleichzeitig können die Nutzungszeiten und -möglichkeiten reguliert werden, was besonders bei jüngeren Kindern wichtig ist.

Besonderer Schutz für jüngere Kinder

Bei jüngeren Schülerinnen und Schülern ist ein eigenverantwortlicher Umgang mit Smartphones nicht zu erwarten. Die Gefahr, mit ungeeigneten oder verstörenden Inhalten konfrontiert zu werden, ist mit nur wenigen Klicks gegeben.

Hier braucht es klare Regeln und effektive Schutzkonzepte wie wir sie von Filmen kennen z.B.:

https://www.fsk.de/

Gerade in der Grundschule und den unteren Klassenstufen der weiterführenden Schulen kann ein weitgehendes Handyverbot während der Schulzeit durchaus sinnvoll sein – vorausgesetzt, es wird durch altersgerechte medienpädagogische Konzepte flankiert, die schrittweise zu mehr Eigenverantwortung führen.

Rein rechtlich sind Sozialen Plattformen
unter 13 Jahren / bzw. mit Elterneinwilligung* unter 16 Jahren
VERBOTEN.

*was auch BEGLEITUNG bedeutet

Auch der „App-Store“ setzt voraus, das jemand 18 Jahre alt ist um „voll geschäftsfähig“ ist (uneingeschränkt rechtsfähig und Verträge abschließen, Käufe tätigen und andere rechtliche Handlungen ohne Zustimmung der Eltern oder eines gesetzlichen Vertreters vornehmen kann) von 7-17 beschränkt und unter 7 geschäfts-unfähig.

Für jugendgefährdende Pornoseiten, Gewaltvideos, per WhatsApp verschickte Staatsfeindlichkeiten und Misshandlungsszene gibt es inzwischen sehr heftige Strafen und die Pflicht für Schulpersonal diese zu melden:

  1. § 184 StGB – Verbreitung pornografischer Schriften: (Verbreitung, Zugänglichmachung und den Besitz von pornografischen Inhalten, insbesondere wenn sie Minderjährige betreffen: Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe)
  2. Vierzehnter Abschnitt z.b. § 185 -200 StGB – Beleidigung / Verleumdung / üble Nachrede (z.B. Verleumdung: Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe)
  3. Fünfzehnter Abschnitt z.B. § 201a StGB – Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen (unbefugte Herstellung und Verbreitung von Bildaufnahmen, die den höchstpersönlichen Lebensbereich einer Person verletzen – Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe)

TIP: in der Standard-Einstellung von WhatsApp
ist man bereits straffällig,
wenn man ein pornografisches, gewaltverherrlichendes…
Bild unaufgefordert bekommt!

da Chat-Bilder lokal gespeichert werden und man damit als „Besitzer/Verteiler“ gilt

Gemeinsame Verantwortung für den Jugendschutz

Die Frage des Jugendschutzes betrifft uns alle: Eltern, Lehrkräfte, Schulverantwortliche und politische Entscheidungsträger. Wir müssen gemeinsam Verantwortung übernehmen und Rahmenbedingungen schaffen, die einen sicheren Umgang mit digitalen Medien ermöglichen.

Vieles so „Realitätsfremd“
Viele Eltern, mit denen ich spreche,
wünschen sich Unterstützung,
wollen/können das eigene Scheitern schwer eingestehen,
weil es ja „scheinbar alle so machen“

nur werden einfach Lösungen hier nicht helfen

Das bedeutet also nicht „Smartphones verbieten – JA/NEIN“ sondern:

  • Frühzeitige pädagogische Begleitung (Sozialverhalten, Feedback geben, mit gefährlichen Inhalten umgehen kann man auch ohne Handy lernen)
  • Klare Nutzungsregeln, die altersdifferenziert ausgestaltet sind
  • Technische Schutzmaßnahmen, die altersgerechten Zugang sicherstellen
  • Vertrauensvolle Gesprächsangebote bei problematischen Erfahrungen
  • Sensibilisierung für Risiken und deren Konsequenzen ohne Panikmache
  • Stärkung der Medienkompetenz als Schlüssel zu selbstbestimmter Teilhabe – bei allen Beteiligten (= vor Allem Erwachsenenbildung!!)

Politik und Medienverantwortung

Eine große Verantwortung tragen hier in meinen Augen gerade die weit sichtbaren Vorbilder in unserer Gesellschaft. Wenn Politiker+innen, statt zuzuhören, daddeln, wenn Talkshows eher einem Showkampf als einer „wertvollen Diskussion ohne Angriffe“ gleichen und wir rund um die Uhr mit noch mehr „irgendwas“ gefüllt werden, weil philosophische Quartette oder wertvolles Infotainment die Quoten nicht bedient – und in die Nachtstunden verbannt werden, kann man die sinnvolle Nutzung eines Rundfunkbeitrags in Frage stellen.

Es gibt für alle Nachrichten das Wetter und die Börseninfos,
warum nicht Tipps zum Datenschutz, Umweltschutz,
digitale Souveränitat oder (Weiter-)Bildungsangebote?

Zu Viele sind immer noch im digitalen Neuland am Bahnhof und warten darauf, dass es von selbst passiert.

Fazit: Differenzierte Lösungen statt pauschaler Verbote

Die Debatte um Handyverbote an Schulen braucht mehr Differenzierung. Weder ein generelles Verbot noch eine uneingeschränkte Nutzung werden der Komplexität des Themas gerecht. Vielmehr benötigen wir Erwachsenen-Aufklärung und -Bildung, schulspezifische, altersdifferenzierte Konzepte, die sowohl dem Schutzauftrag als auch dem Bildungsauftrag gerecht werden.

Der Schlüssel liegt in der Entwicklung einer umfassenden digitalen Mündigkeit – bei Schülerinnen und Schülern ebenso wie bei Lehrkräften und Eltern. Nur so können wir die Chancen der Digitalisierung nutzen und gleichzeitig ihre Risiken minimieren.

Die Frage sollte daher nicht lauten: „Handyverbot – ja oder nein?“, sondern:

„Wie gestalten wir einen verantwortungsvollen,
bildungsförderlichen Umgang mit
digitalen Medien in unseren Schulen?“

… und in Politik, Medien und Privat?

Mit diesem Artikel möchte ich einen Beitrag zur konstruktiven Diskussion über den Umgang mit digitalen Medien im Bildungskontext leisten. Ich freue mich über Eure Gedanken und Erfahrungen zum Thema in den Kommentaren. Ich scheitere selbst immer wieder an meinen Zielen und Werten, da der soziale und gesellschaftliche Druck (dabeizusein) so hoch ist.